Fleischskandal: Ekeldöner bundesweit auf Spießen

Das verdorbene Fleisch aus Bayern wurde in einer Berliner Firma zu Dönerspießen verarbeitet und vor dort in die gesamt Republik verteilt. Behörden sollen das schon seit zwei Wochen wissen.

Ein vielschichtiger Prozess: die Dönerherstellung. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Haben die Kontrolleure und die Politik versagt? Nach dem neuerlichen Fund von ekligem Fleisch in Bayern forderten die Grünen und die FDP im Freistaat die Entlassung des Landesverbraucherschutzministers Werner Schnappauf (CSU).

"Er ist unfähig, einen effektiven Schutz vor kriminellen Fleischpanschern aufzubauen", so Grünen-Fraktionschef Sepp Dürr. Bereits vor einem Jahr, als Fahnder besonders viel ekliges Fleisch entdeckten, wurde Schnappauf zum Rücktritt aufgefordert. An diesem Dienstag war bekannt geworden, dass die Wertinger Firma "Wertfleisch" im Juli etwa 20 Tonnen ungenießbares Gammelfleisch an einen Berliner Dönerspieß-Hersteller geliefert hatte. Dieser lieferte die Ware an Buden in der Bundeshauptstadt, aber auch nach Brandenburg, Bremen, Hamburg, Wolfsburg und Essen.

Aufgeflogen war der Skandal nicht durch Ermittler, sondern durch einen aufmerksamen Lkw-Fahrer. Er hatte sich gewundert, dass der Ehemann der Geschäftsführerin die K3-Markierungen für ungenießbares Fleisch von den Kisten entfernte. Schon 1990 hatte der 56-Jährige in einem Vorgängerbetrieb illegal Fleisch gehandelt - und landete dafür im Gefängnis.

Auch jetzt gab es Hinweise auf zwielichtige Machenschaften. Die Behörden in Wertingen sollen bereits seit zwei Wochen informiert gewesen sein. Zudem hatten in der letzten Zeit Nachbarn Lieferungen zu ungewöhnlichen Zeiten an die Behörden gemeldet. Der Dillinger Landrat Leo Schrell (Freie Wähler) wies den Vorwurf zu lascher Kontrollen jedoch zurück. "Wertfleisch" sei in diesem Jahr bereits dreimal unangemeldet ohne Beanstandungen überprüft worden. Die Hinweise eines ehemaligen Mitarbeiters und Nachbarn der Firma über nächtliche Lieferungen seien aber nie bestätigt worden. Der Informant habe eine Telefonnummer erhalten, um bei nächtlichem Lieferverkehr die Behörden sofort informieren zu können. "Ein Anruf kam nie", sagte Schrell. Neben der Opposition kritisiert aber auch der Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie die Kontrollen als zu lax.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.