Flughafen: "Es wird nichts abgerissen"

Im Bauausschuss des Abgeordnetenhauses stellen alle Beteiligten die Lage am BER als beherrschbar da. Projektsteuer schließt aber weitere Verzögerung nicht aus.

Klaus Wowereit auf dem Weg zur Sitzung des Bauausschusses. Bild: dpa

War das derselbe Horst Amann, der die Lage auf der Flughafenbaustelle vor zwei Wochen „fast grauenhaft“ nannte? Der Mann, der am Mittwoch im Bauausschuss des Abgeordnetenhauses saß, sah zwar aus wie der Technikchef der Flughafengesellschaft – aber von grauenvoll war nicht mehr die Rede. Probleme? „Das passiert auf jeder großen Baustelle, hier ist es halt eine sehr große Häufung.“ Chaos im Management? „Wir sind mittlerweile im Unternehmen so aufgestellt das es funktioniert.“ Und die Bagger müssten auch nicht ran: „Es wird nichts abgerissen.“

Sie sollten aufklären, die Gäste des Ausschusses im Saal 311 des Parlaments: neben Amann der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), sein Aufsichtsratskollege, Innensenator Frank Henkel (CDU), die Projektsteuerungsfirma und Vertreter von Bosch und Siemens, jener Firmen, die an der Brandschutzanlage bauen, deretwegen die Eröffnung mehrfach abgesagt wurde. Das taten sie auch – jeder aus seiner Sicht. Und die hieß sinngemäß: Wir haben unseren Job gemacht, wir sind nicht schuld.

Wowereit verwies auf die Objektüberwachung gegeben habe, „die ist mit 70 Millionen Euro bezahlt worden“. Und der Aufsichtsrat, dem er bis vergangene Woche vorsaß, soll eben nicht alles nur abgenickt haben. Das Gremium sei „nicht ein bequemer Aufsichtsrat“ gewesen. Sich und den anderen Mitgliedern bescheinigte er „ein hohes Maß an Reflexion“ und kritisches Nachfragen.

Der Projektsteuerer, eine Art Chefcontroller, verwies auf seine Berichte und darauf, dass er allein dem Vorstand der Flughafengesellschaft zugearbeitet habe. Und die Führungskräfte von Bosch und Siemens beteuerten die Qualität ihrer Produkte und Einbauten bei der Brandschutzanlage. Alles soll kompatibel, die Zusammenarbeit der beiden Firmen reibungsfrei sein. Aber es sei durch die Auftraggeber immer wieder zu Planänderungen gekommen, insgesamt 300. Alle Gutachten würden dennoch davon ausgehen, dass die Anlage funktionikeren werde – ein Restrisiko bleibe jedoch. Erst nach Ende noch laufender Tests sollen weitere Kosten absehbar sein.

Ein anderes Risisko nannte Christian Manninger, der Geschäftsführer der für die Projektsteuerung zuständigen Firma WSP CBP Airport GmbH, die nach eigenen Angaben seit 2004 am Flughafen unter Vertrag ist. Manninger sprach von einer Prüfung, ob bestimmte Projektüberwacher und Planer überhaupt weiter arbeiten dürften. Sie waren übernommen worden, als sich die Flughafengesellschaft vergangenen Sommer von der Planungsgesellschaft PG BBI trennte. Fraglich ist nun, ob diesem Engagement eine EU-weite Ausschreibung hätte voran gehen müssen. Muss das nun passieren, wäre wegen der Ausschreibungsfristen mit deutlicher Verzögerung zu rechnen.

Bei aller gar nicht mehr so nach „fast grauenvoll“ klingenden Darstellung war Technikchef Amann in einem Punkt sehr zurückhaltend und nannte keinen neuen Eröffnungstermin. Vergangene Woche hatte er noch gesagt, er gehe „eher von 2015 aus“ – und verärgerte damit Wowereit und den neuen Aufsichtsratschef Matthias Platzeck (SPD), die bewusst keine Prognose ohne gründliche Prüfung abgeben wollten.

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