Fraktionsfest der Grünen: Alles eine Frage der Wortwahl

Tags nach einem bösen verbalen Ausrutscher der Linksfraktion kommen die gleichfalls oppositionellen Grünen ohne Prügelandrohung gegen die CDU aus.

Das Bild zeigt Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch bei einem Fest neben Finanzsenator Stefan Evers (CDU)

Grünen-Fraktionschefin Jarasch, hier mit Finanzsenator Evers (CDU), will die CDU nicht prügeln Foto: dpa

Kurzer Blick in den Kalender. Ah, an diesem Abend also die Grünen. Die ersten Wochen nach den Sommerferien sind traditionell voll von Empfängen, Festen, Feiern von Parteien, Fraktionen und Verbänden, und für den Mittwochabend hatten die Grünen aus dem Abgeordnetenhaus zu einem Presseempfang geladen.

Eine Sache hatte besonders neugierig auf den Termin gemacht, der sich in einer Freiluftkneipe zwischen Oberbaum- und Elsenbrücke abspielen sollte. Wie werden sich die grünen Fraktionschefs in ihrer Begrüßungsrede mit Blick auf den schwarz-roten Senat äußern? Immerhin ist das seit 2016 das erste Fest der Grünen als Oppositionspartei.

Wird es auch hier zu jener heftigen Wortwahl kommen, wie sie tags zuvor Carsten Schatz pflegte, der Vorsitzende der gleichfalls seit Ende April oppositionellen Linksfraktion? Der hatte bei der Klausurtagung seiner Fraktion am Dienstag gesagt: „Wir müssen die CDU aus der Regierung prügeln.“ Das war schon nahe dran an einer Ankündigung des damaligen AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland nach der Bundestagswahl 2017: „Wir werden Frau Merkel jagen (damals Bundeskanzlerin, d. taz).“

Nach einer halben Stunde erster Gespräche gleich hinter dem Eingang der spreenahen Location bitten Fraktionsmitarbeiter am Mittwochabend in den hinteren Bereich, wo sich die Co-Vorsitzenden Bettina Jarasch und Werner Graf postieren und loslegen. Es gibt viel Kritisches über den schwarz-roten Senat zu hören. Dass der sich etwa über viel Geld im aktuellen Haushaltsentwurf Zeit und Ruhe erkaufe. Für Jarasch liegt diese Ruhe fast schon wie Mehltau über der Stadt. „Wir werden den Senat…“, hebt sie an – prügeln? jagen? – „…zum Handeln treiben.“

Zurückrudern am Donnerstag

Das ist jetzt auch nicht allerfeinste Umgangsart gemäß Benimm-Bibel Knigge – getrieben wird normalerweise nur Vieh und auch nicht zum Handeln, sondern auf die Weide oder in den Stall. Aber es ist weit weg von der Gewaltankündigung bei der Linksfraktion, mochte deren Chef Schatz es auch noch so sehr im bildlichen Sinne gemeint haben. Auch bei den Grünen wunderten sich am Mittwochabend manche darüber, was den sonst weit gemäßigter formulierenden Linksparteipolitiker zu seiner Äußerung brachte. Am Donnerstagmittag würde Schatz mitteilen lassen, er bedaure seine Wortwahl.

Da die eigenen Chefs sich weniger grob ausdrücken, wird weit Banaleres zum Aufreger des Abends: Die von Jarasch angekündigte Pizza kommt zwar, reicht aber bei Weitem nicht aus. Was aber im Vergleich zu sprachlichen Entgleisungen eher zu verschmerzen ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.