Frauen in der CDU: Die Testosteron-Partei

Recht halbherzig sucht die CDU nach Wegen, mehr Frauen in ihre Führungsgremien zu bekommen. Am Freitag soll die Entscheidung fallen

Huch, was ist das denn? Der Hamburger CDU ist diese Spezies unbekannt Bild: dpa

HAMBURG | taz Es klang nach Politikersprech, was CDU-Chef Marcus Weinberg nach der Sitzung des CDU-Landesvorstandes vorige Woche mitzuteilen hatte. „Sehr engagiert diskutiert“ habe man die Frauenquote, „nun wäre es von Vorteil“, die „zahlreichen Anträge“ zum Thema in einen „gemeinsamen Antrag“ zu gießen. Man kann es knapper formulieren: Beim Thema „Frauen in der CDU“ ist die Partei heillos zerstritten, bekommt nicht viel gebacken.

Seit die Bürgerschaftsabgeordnete Viviane Spethmann vor kurzem ihr Mandat nach 15 Jahren zurückgab, ist das „Frauenproblem“ der CDU nicht mehr zu übersehen. Dass Spethmann – die von der Fraktionssprecherin schon mal irrtümlich als „Frau Seifert“ angekündigt wurde – planmäßig aus der Fraktion gemobbt worden sei, hält sich seitdem als hartnäckiges Gerücht.

Fakt aber ist: Seit Spethmanns Abgang gehören nur noch vier Frauen der 28-köpfigen CDU-Fraktion an – eine Quote von 14 Prozent. Dass daran nicht allein die CDU, sondern auch das neue Wahlrecht und damit der Wähler schuld ist, entdeckte Fraktionschef Dietrich Wersich: „Nicht mehr die Parteien entscheiden über die Reihenfolge, wer aus der Liste ins Parlament einzieht.“

Die Junge Union spricht sich in ihrem Antrag "gegen die geplante Frauenquote" aus, will dass Frauen "aufgrund ihrer Qualifikationen", nicht aber aufgrund "einer starren Quote" nach oben kommen.

Eine Gruppe um Marcus Weinberg will eine Drittelquote für Frauen bei den Wahlen zum Landesvorstand und den Beisitzen der Kreisvorstände festschreiben.

Die Frauen Union will ebenfalls eine Drittelquote, allerdings auch bei der "der Aufstellung von Wahllisten" für Parlamente.

Die Abgeordnete Karin Priem geht noch weiter: 40 Prozent aller Parteiämter und -mandate sollen an Frauen vergeben werden.

Merkwürdig nur: Auch die Abgeordneten der Grünen und der Linken werden nach diesem Wahlrecht gewählt. Während Grün es auf eine Frauenquote von 64 Prozent in der Bürgerschaft bringt, kann Rot noch mit satten 62 Prozent beeindrucken.

Damit die CDU wieder weiblicher wird, liegen Landeschef Weinberg nun gleich vier Anträge zur Quote vor (siehe Kasten), aus denen er nun zwei machen will, die am 20. September auf einem CDU-Landesausschuss abgestimmt werden. Für den morgigen Freitag hat er die Antragssteller ins CDU-Hauptquartier am Leinpfad eingeladen, um den Konsens zu erzwingen.

Während die Junge Union, die jede Quote ablehnt, nicht ins Boot zu kriegen sein dürfte, sollen sich die anderen Antragsteller möglichst Weinbergs Quotenplan unterordnen. Der sieht eine Drittelquote für den 20-köpfigen Landesvorstand vor. Zudem sollen zwei der vier Vize-Landesvorsitzenden weiblich sein – was sie auch heute schon sind.

Einen Plan, wie der Frauenanteil der Hamburger CDU-Abgeordneten in Bürgerschaft und Bundestag erhöht werden könnte, hat Weinberg dabei ebenso wenig parat wie eine Quote für die Bezirke. Die aber haben es auch gar nicht nötig. So frohlockt der Kreis Wandsbek auf seiner Homepage, er sei „bei der Frauenquote in der CDU vorbildlich“.

Direkt darüber platziert: Ein Gruppenbild ohne Dame – der neu gewählte Kreisvorstand, der aus vier Männern besteht. Auch ein anderes CDU-Quartett besteht nur aus Buben: Marcus, Dirk, Jürgen und Rüdiger lauten die wenig weiblichen Vornamen der vier Hamburger Unions-Abgeordneten im Bundestag.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.