Frauenfußball in Kenia: Medien in der Pflicht

In Kenia gibt es für junge Frauen keine weiblichen Vorbilder im Fußball. Dafür verantwortlich ist vor allem die Art der Berichterstattung.

Zwei Fußballerinnen im Kampf um den Ball

Marion Onalo (l.) von Kangemi im Zweikampf mit Sheryl Andiba aus Ulinzi in der Kenya Premier League Foto: Shengolpixs/imago

Haben Sie schon einmal von „Football for the Goals“ gehört? Gut möglich … Wenn nicht, hier ist ein kleiner Einblick in das Programm: „Football for the Goals“ ist eine Initiative der Vereinten Nationen, die die globale Fußballgemeinschaft als Plattform nutzen möchte, um sich für die 17 globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, die Sustainable Development Goals (SDGs), einzusetzen. Dabei soll die große und mächtige Reichweite des Fußballs genutzt werden, um gemeinschaftlich daran zu arbeiten, aus diesem Bereich Akteure des Wandels zu gewinnen. Botschaften, Strategien und Abläufe des Programms sollen an den globalen Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet werden.

Jedes Mal, wenn wir über die SDGs sprechen, denke ich an das globale Ziel Nummer 5: Geschlechtergleichheit – und daran, wie es mit den anderen 16 Nachhaltigkeitszielen verknüpft ist. Trotz der Bemühungen, die Gleichstellung der Geschlechter in den meisten Teilen der Welt zu verwirklichen, wird immer noch wenig dafür getan, die Beteiligung von Frauen an sportlichen Aktivitäten zu verbessern. Der Sport ist voller Diskriminierung und Vorurteile. Gerade im Fußball führt das zu einer geringen Teilhabe von Frauen.

Die Frauen-WM ist für mich dabei die Gelegenheit, mich für die Gleichstellung der Geschlechter im Sport starkzumachen. Mein Fokus liegt dabei hauptsächlich auf der sogenannten vierten Gewalt. Es sind die Medien, die auf dem Weg zur Gleichstellung gefordert sind. Bis jetzt ist es so, dass die wahren Leistungen der Frauen im Fußball durch das Bild, das durch die Medien transportiert wird, nicht richtig abgebildet werden. Generell sind Fußballerinnen in den Sportmedien weitaus weniger vertreten als ihre männlichen Kollegen. Darüber hinaus werden sie tendenziell stereotyp, bisweilen komisch und oft sexistisch dargestellt.

Oft geht es mehr um ihr körperliches Erscheinungsbild, ihre Weiblichkeit als um ihre sportlichen Fähigkeiten. Frauen werden nicht als „echte Sportlerinnen“ gesehen, weil die Medien Frauen objektifizieren und vor allem auf Aspekte ihres Körpers abheben. Die geschlechtsspezifische Darstellung von Frauen im Fußball in vielen Medien wirkt sich dann auf die Beteiligung von Frauen am Sport und im Trainerwesen sowie ihre Repräsentanz in Führungspositionen im Sport aus.

Mangelnde TV-Präsenz

„Ich habe nie verstanden, warum Männerspiele so viel Sendezeit bekommen, insbesondere im Fernsehen, während von Frauenspielen nicht einmal Ausschnitte gezeigt werden. Das ist ein globales Problem, und ich denke, die Medienhäuser sollten Jungs und Mädchen gleich viel Platz in der Berichterstattung bieten, sei es in den Sportnachrichten oder bei Liveübertragungen“, sagt Pauline Msungu. Suie spielt in der Kenya Women Premier League, gehört dem Young-Leaders-Programm des Internationalen Olympischen Komitees an und ist Gründerin von „Beyond Sport_Kenia“, einer Entwicklungsorganisation in Westkenia.

Ich bin froh, dass Frauen als Schiedsrichterinnen auch für die Spiele bei der Männer-WM eingesetzt wurden. Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Medien dieses außergewöhnliche Ereignis vielleicht durch Interviews würdigen. Die Medienmacher sollten mehr Frauen die Möglichkeit geben, Spiele vom Breitenfußball bis zur Weltmeisterschaft zu analysieren. Sie können auch die Gleichstellung der Geschlechter im Sport fördern, indem sie über Angebote und Unterstützungsprogramme für Mädchen und Frauen im Sport berichten und dabei die führenden Köpfe des Fußballs als Vorbilder würdigen.

„Ich habe mit 9 Jahren angefangen, Fußball zu spielen, ich kannte keine Fußballerin, die ich bewundern konnte. Wir waren an Ronaldo und dergleichen gewöhnt. Die Medien sollten Erfolgsgeschichten von Frauen in männerdominierten Sportarten erzählen. Sie sollten über Frauenligen von der Basis bis zur Spitze berichten und eine faire Plattform bieten, auf der Frauen ihre ganz eigenen Herausforderungen im Sport zum Ausdruck bringen können“, sagt Lydia Otieno, Fußballtrainerin und Mitbegründerin von Tuungane CBO, einer Sport-Entwicklungsorganisation in der Küstenregion Kenias. Dies würde Sichtbarkeit schaffen und die ehrgeizigen Mädchen und jungen Frauen motivieren.

Es ist also klar, dass die Massenmedien eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Geschlechtergleichstellung im Fußball spielen. Und es gibt keinen besseren Zeitpunkt, dafür zu werben, als während der WM. Dies würde es mehr Menschen ermöglichen, sich für den Frauenfußball zu begeistern und ihn zu unterstützen. Die Sendeanstalten können Türen für das Sponsoring des Frauenfußballs öffnen und ganz generell für mehr Sichtbarkeit von Frauen im Sport sorgen. Dafür müssen wir uns alle einsetzen! Es ist möglich!

Janet Motah arbeitet unter ande­rem als Sportjournalistin in Kenia. Zurzeit ist sie in Berlin, um auf dem Symposium „Unseen Game“ zu sprechen.

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