Frau­en*­kampf­tag in Berlin: Schwestern kämpfen gemeinsam

Am Frau­en*­kampf­tag gibt es in Berlin zahlreiche Demos. Auf dem Purple Ride und der internationalistischen Demo gehört die Straße allein den FLINTA.

"sorry for having great tits and my own opinion" steht auf der Wange einer Frau, die anlässlich des Internationalen Frauentages bei der Protestaktion "Frauen für Jin, Jiyan, Azadi" für eine "Welt ohne Gewalt" teilnimmt.

Am 8. März gingen in ganz Berlin Tausende Frauen für Gleichberechtigung auf die Straße Foto: Paul Zinken/dpa

„Der Mariannenplatz war lila, so viele Frauen* waren da“ – so würde es wohl klingen, wenn Ton Steine Scherben über den diesjährigen Frauen*-Kampftag singen würden. Lila Luftballons wehen am Mittwochmittag über den Köpfen von Hunderten FLINTA, also Frauen, Lesben, Inter, Non-Binary, Trans und agender*-Personen, die sich in Kreuzberg auf dem Mariannenplatz zum Purple Ride versammelt haben. Und das Motto ist Programm: Lila Mützen, Jacken, Schals, Fahrräder, ja sogar lila Haare sind zu sehen.

Die Stimmung ist entspannt: Während eine Frau leise zu elektronischer Musik singt, klettern im Hintergrund kleine Kinder auf dem Feuerwehrbrunnen herum und die Frauen* unterhalten sich gedämpft. Cis-Männer, also Männer, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, sind nicht erwünscht – werden aber auch nicht verjagt, wenn sie sich doch hierher verirren.

Stattdessen bittet die Rednerin die anwesenden Männer „ganz, ganz freundlich zu gehen“, da dies eine Demo für die Sichtbarkeit von FLINTA sei. Die schließt Trans-Personen explizit mit ein, denn wie immer wieder wiederholt wird: Trans-Frauen sind auch Frauen, wer das nicht begreift, ist ebenfalls nicht erwünscht.

Ohne Alice Schwarzer und andere sogenannte Terfs, also „Trans-Exclusionary Radical Feminists“ (Trans-ausschließende radikale Feministinnen), zieht der lila Fahrradkorso dann gegen 13 Uhr los und fährt zum Soundtrack von Destinys Child gemächlich von Kreuzberg Richtung Neukölln – wo die mehr als 500 FLINTA von Pas­san­t*in­nen und Au­to­fah­re­r*in­nen unter lautem Hupen und Gejubel freudig begrüßt werden.

Ziel des Purple Ride ist die revolutionäre internationalistische FLINTA-Demo am Frankfurter Tor in Friedrichshain. Dort warten bereits mehrere Hundert Fe­mi­nis­t*in­nen auf die verschiedenen Zubringerdemos, um dann gemeinsam zum Frauengefängnis in Lichtenberg zu laufen. Auch hier dominiert die Farbe Lila, allerdings sind weitaus mehr Penisträger zu sehen. Dass vom Lauti mehrfach die Durchsage kommt, dass Cis-Männer nicht eingeladen sind und dieser Tag den FLINTAs gehört, scheint jedoch die wenigsten zu stören.

Während ein leichter Schneeregen die Menschen frösteln lässt, wird in Redebeiträgen und auf Bannern auf die Frauenkämpfe in anderen Ländern wie der Türkei und dem Iran aufmerksam gemacht. Die Botschaft ist klar: Überall auf der Welt werden Frauen und Trans unterdrückt, also müssen wir zusammenstehen, uns organisieren und selbst verteidigen. Denn der Kampf jeder Schwester ist der Kampf von uns allen. Über den Platz weht der Gesang von Hunderten Stimmen: Jin, Jiyan, Azadî – Frau, Leben, Freiheit.

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Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Schreibt in ihrer Kolumne "Pöbelmanie" über Klassenkampf aus der Perspektive eines Kindes der Arbeiter*innenklasse. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.

Dieser Text ist Teil der Sonderausgabe zum feministischen Kampftag am 8. März 2024, in der wir uns mit den Themen Schönheit und Selbstbestimmung beschäftigen. Weitere Texte finden Sie hier in unserem Schwerpunkt Feministischer Kapmpftag.

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