Friedensangebot im Browserkrieg: Microsoft gibt klein bei

Überraschendes Zugeständnis von Microsoft: Um weiteren Milliardenstrafen in der EU zu entgehen, will der Konzern künftig seinen Usern bei Windows-Updates die Browser der Konkurrenz anbieten.

Späte Genugtuung: Firefox ist in Europa auf Windows bald gleichberechtigt. Bild: dpa/mozilla foundation

SEATTLE/BRÜSSEL dpa | Der Softwarekonzern Microsoft beugt sich dem Druck der EU-Kommission. Künftig soll allen Windows-Versionen die Browser der Konkurrenz beigefügt werden. Die User können dann bei der Installation des Windows-Betriebssystems auch die Browser der Konkurrenz mitinstallieren, zum Beispiel Firefox.

Darüber hinaus sollen nach dem Vorschlag Microsofts alle derzeitigen Windows-Nutzer in Europa mit Hilfe eines Software-Updates über das Internet gefragt werden, ob sie den Browser wechseln wollen. Dazu bekommen sie eine Liste mit möglichen Alternativen angezeigt (siehe Bild weiter unten). Dieses Update will Microsoft spätestens ein halbes Jahr nach der Einigung mit der EU einspielen.

Wie die Nutzer sollen auch die Computerbauer den Internet Explorer abschalten und andere Browser installieren können. Der Vorschlag soll jedoch nur für Computer in Europa gelten.

Der weltgrößte Softwarekonzern machte den überraschenden Vorschlag am Freitag, wie die EU-Kommission im Internet bestätigte. Die Wettbewerbshüter begrüßten das Angebot und wollen es nun prüfen.

Die EU-Kommission dringt in einem laufenden Wettbewerbsverfahren darauf, dass es bei Windows mehr Auswahl bei Browsern geben soll. Die derzeitige Koppelung des Internet Explorers mit Microsofts Windows- Betriebssystem könne den freien Wettbewerb behindern.

Microsoft knüpft den Vorschlag an die Bedingung, dass damit mögliche Strafen vom Tisch sind. Bisher drohen ein hohes Bußgeld und weitere Sanktionen. Frühere Strafgelder aus Brüssel gegen Microsoft belaufen sich bereits auf rund 1,7 Milliarden Euro.

Microsofts Angebot: Dieses Fenster soll bei Windows-Usern bei Installationen in der EU künftig aufpoppen. Bild: microsoft

Der neue Vorschlag werde dem europäischen Wettbewerbsrecht voll und ganz gerecht, sagte Microsoft-Justiziar Brad Smith laut einer Mitteilung des US-Konzerns.

Das EU-Verfahren war nach einer Beschwerde des norwegischen Browser-Herstellers Opera eingeleitet worden. Noch vor einigen Jahren hatte Microsoft bei Browsern quasi eine Monopolstellung. Inzwischen ist der Marktanteil aber deutlich gesunken.

Vor allem die Rivalen Firefox und Apples Safari konnten zuletzt dazugewinnen. Auch der Internet-Konzern Google bietet inzwischen einen Browser (Chrome) an und hatte sich im Februar der Opera-Beschwerde angeschlossen.

Bisher hatte Microsoft als Kompromiss angekündigt, das am 22. Oktober startende neue Windows 7 ohne Browser auszuliefern. Die EU-Wettbewerbshüter hatten darauf skeptisch reagiert.

Nun soll nach dem Microsoft-Vorschlag bei einem neuen PC mit Windows 7 der Internet Explorer zwar standardmäßig installiert sein, der Nutzer aber ebenfalls automatisch andere Browser angeboten bekommen.

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