Gartenschau Bad Gandersheim pleite: Verjüngungskur mit dickem Ende

Überraschend hat die Landesgartenschau Bad Gandersheim die Insolvenz beantragt. Dabei war im Herbst noch von einer „schwarzen Null“ die Rede.

Blick auf das Gelände der Landesgartenschau mit dem Sole-Naturbad.

Was bleibt: das Sole-Naturbad auf dem Gelände der Landesgartenschau im südniedersächsischen Bad Gandersheim Foto: Swen Pförtner/dpa

HAMBURG taz | Die Landesgartenschau Bad Gandersheim ist offenbar pleite. Wie Claudia Bastian von der Stadtverwaltung bestätigte, hat die gemeinnützige GmbH Ende März beim Amtsgericht Goslar einen Insolvenzantrag gestellt. Am 5. April will sich der vorläufige Insolvenzverwalter Franc Zimmermann aus Braunschweig in einem Gespräch mit der Geschäftsführung ein Bild von der Lage machen.

Der Insolvenzantrag ist insofern überraschend, als zum Ende der eigentlichen Gartenbauausstellung im vergangenen Oktober die Rede von einem ausgeglichenen Ergebnis gewesen war. „Wir haben sparsam gewirtschaftet, sodass wir im Gesamtergebnis annähernd die schwarze Null erreichen werden“, sagte die damalige Geschäftsführerin Ursula Hobbie. „Für die Stadt und den Landkreis entsteht also kein finanzielles Defizit.“

Die Landesgartenschau (Laga) in Bad Gandersheim zog vom 14. April bis zum 15. Oktober 2023 rund 425.000 Besucher an – 25.000 weniger als ursprünglich kalkuliert. Die knapp 10.000 Einwohner zählende Stadt ist die kleinste unter den sieben Kommunen, die jemals eine Laga ausgerichtet haben. Unter dem Motto „Garten-Fest-Spiele“ stellte die Betreibergesellschaft an den 185 Tagen 1.800 Veranstaltungen auf die Beine: von Konzerten über Lesungen und Theateraufführungen bis zu Bildungsangeboten für Schulklassen.

Ein Insolvenzverfahren muss beantragt werden, wenn eine Firma zahlungsunfähig ist, wenn die Zahlungsunfähigkeit droht oder wenn sie überschuldet ist. Gläubiger werden aus der Insolvenzmasse, also aus dem, was an Werten noch vorhanden ist, bedient. Wie es sich bei der Laga Bad Gandersheim verhält, dazu wollten sich die Beteiligten nicht näher äußern.

Wie groß der Schaden für den Landkreis und die Kommune ist, bleibt zunächst unklar

Der Insolvenzantrag sei „aufgrund der aktuellen finanziellen Situation der Gesellschaft leider notwendig“ gewesen, teilte der Landkreis Northeim mit, der neben der Stadt eine der aktuellen Geschäftsführerinnen stellt. Es handele sich um ein laufendes Verfahren, zu dem aktuell keine weiteren Aussagen getroffen würden. Ob Stadt und Kreis noch Forderungen bei der Laga-Gesellschaft offen haben und wie groß der Schaden sein könnte, bleibt offen.

Claudia Bastian als Vertreterin von Bürgermeisterin Franziska Schwarz (SPD) weist darauf hin, dass der Kurort am Harzrand von der Gartenschau auf jeden Fall profitiert habe. „Die Investition in die Infrastruktur ist ein Mehrwert in für die Region“, sagt sie. Dazu kommt die öffentliche Aufmerksamkeit für den gesamten Landkreis, der sich auf der Laga ja präsentieren konnte.

Für die Stadt selbst bleibt, dass die schrammeligen Kuranlagen eine Verjüngungskur erhalten haben. „Ohne die Laga wäre das Meiste nicht möglich gewesen“, sagte Bürgermeisterin Schwarz zum Abschluss der Ausstellung. Dazu gehören neue Wege, Stege und Brücken im Kurpark, aber auch an den Osterbergseen und den Flüssen Gande und Eterna. Ermöglicht hat die Laga auch eine lange geplante innerörtliche Umgehungsstraße und die Wiedereröffnung des Freibades als Sole-Naturbad.

Investitionen in die Kommunen zu lenken, gehört zum Grundgedanken der niedersächsischen Gartenschauen. Diese „bündeln wirtschaftliche Maßnahmen in den Städten und Regionen und wirken somit als Motor für verschiedene Projekte im privaten, gewerblichen und öffentlichen Bereich“, heißt es auf der Website des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Das Programm richtetet sich vor allem an Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern. Diese sollen möglichst viele Förderquellen erschließen: von Sponsoren bis zu EU-Töpfen.

Die Landesgartenschauen, beginnend mit einer Schau 2002 in Bad Zwischenahn, fanden zunächst alle zwei Jahre, seit 2010 im vierjährigen Turnus statt. Die nächste ist 2026 in Bad Nenndorf geplant. Die Schau in Bad Gandersheim war wegen der Coronapandemie um ein Jahr verschoben worden.

2007 erließ die Landesregierung Grundsätze für die Planung und Durchführung von Landesgartenschauen. Darin werden diese als „effektives Instrument der Stadt und Regionalentwicklung“ bezeichnet, das Impulse für die mittelständische Wirtschaft, den Tourismus, den Städtebau, den Landschafts-, Natur- und Umweltschutz, die Gartenkultur und Landschaftsarchitektur geben solle. Das heißt auch, dass ein Großteil der Bauten, Pflanzungen und Umgestaltungen über das Ende der Schau hinaus genutzt werden sollen.

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