Geldprobleme in der NBA : Stars ohne Selbstvertrauen

Miami Heat, eines der Spitzenteams im US-Basketball, hat sich bei den Gehaltausgaben verrechnet. Und die Spitzenkräfte allein machen auch noch kein ganzes Spiel.

Da war der Ball noch drin. Eine der erfolgreicheren Aktionen von Dwyane Wade beim Spiel gegen die Phoenix Suns. Bild: reuters

So schlecht war Dwyane Wade noch nie. Dreizehn Mal versuchte er es, ein einziges Mal fand der Basketball den Weg in den Korb. Nicht viel besser lief es für das eine Drittel des Superstartrios der Miami Heat von der Freiwurflinie: fünf Würfe, nur ein einziger Treffer. Ganze drei Punkte schaffte Wade.

Da konnten halbwegs solide Auftritte von LeBron James und Chris Bosh, den anderen beiden Spitzenkräften der Mannschaft aus Florida, auch nichts mehr retten: Am Ende stand eine 77:93-Niederlage gegen die Indiana Pacers und ein herzhaftes Pfeifkonzert der mehr als 19.000 Zuschauer.

Indiana? Nicht einmal mehr gegen solch ein Team der Namenlosen kann Miami momentan gewinnen. Zwei Tage zuvor hatte es schon eine Pleite gegen die ähnlich mittelmäßigen Memphis Grizzlies gegeben. Die als große Favoriten in die NBA-Saison gestarteten Heat stecken nach bereits sechs Niederlagen in einer tiefen Krise.

Früher als vermutet bewahrheiten sich nun die Voraussagen mancher, der Grundrechenarten kundiger Experten. Die hatten bereits vor dem Saisonstart ermittelt, dass auch die Miami Heat nicht mit nur drei Spielern aufs Parkett dürfen. Tatsächlich scheint sich nun herauszustellen, dass sich die Heat übernommen haben. Dass es gelang, den alteingesessenen Wade mit den beiden ausgewiesenen Branchengrößen James und Bosh zu ergänzen, war zwar der Transfercoup des Sommers.

Der aber riss ein tiefes Loch in die Klubkasse. Da die Gehaltsausgaben in der NBA gedeckelt sind, fehlte anschließend das Geld für Ergänzungsspieler. Nun, da sich mit Udonis Haslem und Mike Miller auch noch die wichtigsten Spieler der dünn besetzten Bank verletzt abgemeldet haben, wird die Unausgeglichenheit des Kaders unübersehbar.

"Wir wussten, dass es kein Spaziergang werden würde", ließ ein frustrierter Chris Bosh nach dem ernüchternden Auftritt gegen Indiana wissen. Was er nicht sagte: dass das umgekrempelte Team sich so schwer tun würde selbst gegen zweitklassige Mannschaften. Die Pacers aber deckten die Unzulänglichkeiten der Heat gnadenlos auf: Dem Team fehlen neben Bosh starke Rebounder und vor allem ein zuverlässiger Point Guard.

Stattdessen übernehmen immer wieder James oder Wade selbst den Spielaufbau. Das Ergebnis waren nicht zu verkraftende 22 Ballverluste gegen Indiana. Das größte Problem aber ist die katastrophal besetzte Bank: Die Einwechselspieler steuerten ganze vier Punkte bei, bei den Pacers waren es dagegen 40.

Auch die Gegner haben längst den Respekt vor den großen Namen verloren. Selbst die mediokren Pacers reisten nach Miami, so der bei Indiana überragende Brandon Rush, wohl wissend, "wie gut diese Mannschaft sein soll". Eben nicht: wie gut sie ist. So unbekümmert spielt mittlerweile jedes Team gegen die Heat: Man hat ja nichts zu verlieren gegen das Triumvirat der Superstars. Denen ist dagegen, beklagte LeBron James nach dem Fiasko, das Selbstvertrauen abhandengekommen.

"Wir müssen das reparieren", stöhnte Erik Spoelstra. Der Trainer der Heat machte ansonsten aber einen eher ratlosen Eindruck. Der erbärmliche Auftritt seiner Mannschaft war ihm "eine Überraschung". Es gäbe eben so Phasen, in denen "vier, fünf Spiele lang nichts klappen will".

Die Frage ist jetzt, ob Spoelstra noch so lange im Amt bleiben wird, bis diese Phase überstanden ist. Der 40-Jährige hat nur zwei Jahre Erfahrung als Profi, und die sammelte er in Deutschland, in Herten. Kein Lebenslauf, der seinen Profis allzu großen Respekt abnötigte. Den könnte eher schon sein Vorgänger und aktueller Chef Pat Riley einfordern. Der ist einer der erfolgreichsten NBA-Trainer aller Zeiten und momentan Team-Präsident der Heat, so etwas wie ein Sportdirektor. Womöglich degradiert sich der 65-Jährige demnächst selbst: zum neuen Chefcoach.

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