Gerichtsurteil in Osnabrück: Kein Gesichtsschleier im Klassenraum
Eine Abendschule in Osnabrück hat eine Schülerin mit Niqab rausgeworfen. Das örtliche Verwaltungsgericht findet die Entscheidung richtig.
taz | Sie will mit Gesichtsschleier im Klassenraum sitzen: Eine 18-jährige Muslima aus Osnabrück hat gegen die Abendschule Sophie Scholl geklagt, weil die dortigen Lehrer sie wegen ihres Niqab vom Unterricht ausgeschlossen haben. Sie fühlte sich in ihrer Religionsausübungsfreiheit verletzt. Das Verwaltungsgericht Osnabrück gab gestern allerdings der Schule recht.
Ein Niqab ist ein Schleier, der das Gesicht fast vollständig verdeckt. Es bleibt nur ein Schlitz für die Augen frei, diese werden aber nicht wie bei einer Burka durch ein Gitter überdeckt.
Den Ausschluss der Schülerin begründet die niedersächsische Landesschulbehörde damit, dass mit einem solchen Schleier die offene Kommunikation zwischen Lehrern und der Schülerin „nicht mehr gewährleistet“ sei. „Mimik und Gestik sind für die Kommunikation wichtig“, sagt Behördensprecherin Bianca Schöneich. Dafür sei es notwendig, die Gesichter der Schüler zu erkennen.
Constanze Schnepf
Die Schülerin hatte im April die Zusage für die Abendschule erhalten und bereits am Unterricht teilgenommen.
Constanze Schnepf, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Vereins Ibis in Oldenburg, kritisiert den Ausschluss: „Das Verbot ist nicht in Ordnung, wenn andere religiöse Symbole, wie Kreuze oder Kopftücher an der Schule erlaubt sind.“
Das Verwaltungsgericht entschied gegen die Schülerin, die ihrer Schule gegenüber zwar zugestimmt hatte, sich vor dem Unterricht von einer weiblichen Lehrkraft identifizieren zu lassen, aber nicht auf den Niqab verzichten wollte. Sie war zur Verhandlung wegen des Medieninteresses nicht erschienen.
Sie habe den Konflikt, in den sie geriete, wenn sie den Niqab nicht tragen könne, schriftlich nicht ausreichend dargelegt, sagte ein Gerichtssprecher. Deshalb entschied das Gericht gegen sie. „Mit der Diskussion um ein Burka-Verbot hat das nichts zu tun.“
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert