Gesunde Ernährung: Besser die pflanzliche Alternative

Eine neue Langzeitstudie untersucht die gesundheitlichen Auswirkungen von Lebensmitteln. Sie bringt etwas Sachlichkeit in eine emotionale Debatte.

Mit Chips und anderen Süßigkeiten gefüllte Supermarktregale

Die Qual der Wahl? Foto: Pond5/imago

Wie man isst, isst man verkehrt. Gerade wer sich vegan oder vegetarisch ernährt, wird über die Feiertage von Verwandten und Freun­d*in­nen wahrscheinlich häufiger gefragt, ob diese ganzen hochverarbeiteten Ersatzprodukte denn überhaupt gesund sind. Bevor Sie zur Gegenwehr beginnen, die rätselhaften Inhaltsstoffe der traditionellen Bockwurst-mit-Kartoffelsalat-Weihnachtskombi vorzulesen, hilft die Forschung als neutrale Schiedsrichterin. Denn die veröffentlichte gerade die Ergebnisse einer großangelegten Vergleichsstudie zwischen verschiedenen verarbeiteten Lebensmitteln und ihren Gesundheitseffekten.

Durchschnittlich elf Jahre verfolgten die 35 Au­to­r*in­nen die Daten von 266.666 Menschen aus sieben europäischen Ländern. Zu Beginn der Erhebung, Ende der 1990er Jahre, litt von diesen Versuchspersonen noch keine an Diabetes Typ 2, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forschenden befragten alle Pro­ban­d*in­nen nach ihren Essgewohnheiten, gewichteten die Lebensmittel nach Verarbeitungsgrad und ergänzten die Daten um mögliche Einflussfaktoren wie Bewegung, Bildungsgrad oder Hormonwerte.

Bis zum Ende der Studie, etwa ein Jahrzehnt später, entwickelten 4.461 Versuchspersonen eine Multimorbidität – das heißt ein gebündeltes Auftreten chronischer Erkrankungen. Das Risiko, zu dieser Gruppe zu gehören, stieg, wenn Menschen besonders viele hochverarbeitete Nahrungsmittel verzehrten. Dazu zählen Erfrischungsgetränke, verpackte süße oder salzige Snacks, verarbeitetes Fleisch und vorgefertigte Tiefkühl- oder Regalgerichte, aber auch etwa Brot, wenn es viele Zusatzstoffe hat. Einen Unterschied nach Geschlecht gab es dabei nicht. Dafür einen bei den Untergruppen der hochverarbeiteten Lebensmittel.

Besonders stark war der Zusammenhang zwischen Konsum und Erkrankungen bei Fleischprodukten und Limonaden. Andeutungsweise auch für Saucen und Aufstrich. Dafür aber – und das ist die schöne Nachricht – gab es kein erhöhtes Risiko bei salzigen Snacks, Tiefkühlgerichten, pflanzlichen Ersatzprodukten und Desserts. Brot und Müsli hatten sogar einen leicht positiven Effekt auf die Gesundheit. Kartoffel­salat war leider nicht angegeben.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Wenn’s ums Essen geht, werden Diskussionen schnell emotional. Ob Umwelt, Tierleid, Kalorien oder die richtige Ernährung mittelgroßer Kleinkinder – fast jedes dieser Themen ist moralisch aufgeladen. Umso defensiver verteidigen wir oft unsere Lieblingssnacks – und sei es, in dem wir die der anderen auseinandernehmen. Gut, wenn die Forschung etwas Sachlichkeit ins Spiel bringt. Damit sagt sie nicht, dass jedes Ersatzprodukt gesund wäre – und nicht mal jedes Dessert. Die Bandbreite ist groß und seit der Datenerhebung weitergewachsen. Aber der Gesamtüberblick hilft, um reflexhafte Widersprüche zu überwinden oder selbst vor dem Kühlregal abzuwägen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.