Geteilter Sieg beim Schach-Topturnier: Carlsen vom Schach

Der junge Norweger Magnus Carlsen schlägt in Wijk aan Zee die gesamte Weltelite und muss das Siegertreppchen bei dem Topturnier lediglich mit dem Armenier Lewon Aronjan besteigen.

Da war Magnus Carlsen erst 13 Jahre und brachte die Älteren trotzdem ins Schwitzen Bild: dpa

WIJK AAN ZEE taz Magnus Carlsen und Lewon Aronjan teilen sich den Sieg des Topturniers 2008 in Wijk aan Zee. Der 17-jährige Norweger, der bereits mit 13 den Titel eines Großmeisters errungen hatte, düpierte an der holländischen Küste die nahezu komplett versammelte Weltelite. Lediglich der in Berlin lebende Armenier Aronjan konnte mithalten und sammelte wie Carlsen 8:5 Punkte.

Während die beiden ihre Partien nach hartem Kampf gegen die weltbeste Spielerin, Judit Polgar (Ungarn), und den Aserbaidschaner Teimour Radjabow remisiert hatten, mühte sich Weltmeister Viswanathan Anand am Nebentisch vergeblich um den Anschluss: Er ließ seinen Vorgänger auf dem Thron, Wladimir Kramnik, noch in die Punkteteilung entwischen. Zwischenzeitlich waren die beiden Weltranglistenersten in der aufregenden Partie einem Remis ausgewichen. Hätte Anand, der frisch gekürte indische Sportler des Jahres, seine Chance nach fünf Stunden genutzt und den schwarzen König zur Strecke gebracht, wäre er mit Carlsen und Aronjan Turniersieger geworden. So musste sich der Weltmeister den dritten Platz mit Radjabow (beide 7,5 Punkte) teilen.

Der von den Organisatoren geplante Höhepunkt mit der Generalprobe für den WM-Zweikampf im Oktober in Bonn zwischen Anand und Kramnik war für den Herausforderer Kramnik schon längst keiner mehr. In der vorletzten Runde war er (6,5 Punkte) endgültig im Mittelfeld verschwunden. Der erkältete Russe kassierte gegen Carlsen eine seiner raren Niederlagen mit den weißen Steinen. Mit Weiß hatte der Exweltmeister in den vergangenen neun Jahren lediglich sechs Partien verloren. Den kecken "Carlsen vom Schach", wie er in Anlehnung an Astrid Lindgrens Figur "Karlsson vom Dach" genannt wird, scherte das wenig. Nachdem Kramnik einen Schnitzer bemerkte, offerierte er Carlsen ein Remis. "Vor der Partie wäre ich damit als Schwarzer zufrieden gewesen. Ich hatte keine große Hoffnung, ihn zu schlagen", berichtete der 17-Jährige und setzte nüchtern fort, "aber ich stand so viel besser, da konnte ich das Angebot nicht annehmen." Im Gegensatz zum Duell mit Anand, das der schlaksige Junge aus Lommedalen tags zuvor trotz aussichtsreicher Position verloren hatte, unterlief ihm nun keine Ungenauigkeit mehr. Kramnik wehrte sich verzweifelt, aber vergeblich.

Wie Carlsen hatte auch Wesselin Topalow ein Meisterstück gegen seinen Erzrivalen Kramnik abgeliefert. Das blieb jedoch der einzige Höhepunkt des Bulgaren, der im Vorjahr das Turnier zusammen mit Aronjan und dem 20-jährigen Radjabow gewonnen hatte. Mit 6:7 Zählern belegte der Weltranglistendritte lediglich den neunten Platz unter 14 Teilnehmern.

Die Arrivierten über 30 dürften in Wijk aan Zee nicht nur Carlsen ängstlich beäugt haben: Ein paar Bretter weiter im C-Turnier deklassierte Fabiano Caruana mit 10:3 Punkten die Verfolger um zwei volle Zähler. Der Italo-Amerikaner ist erst 15 Jahre alt. Ebenso wie Caruana steht der zweitplatzierte Inder Parimarjan Negi, derzeit mit 14 jüngster Großmeister auf dem Globus, bereit zur Ablösung.

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