Getöteter Werder-Bremen-Fan: Gedenken an Adrian Maleika

Vor 40 Jahren starb der 16-Jährige vor einem Fußballspiel gegen den HSV in Hamburg. Am Volksparkstadion wird jetzt eine Gedenktafel eingeweiht.

Fußballfans in einem Stadion halten ein Trabsparent, auf dem steht: Wir trauern um Adrian. Die Treuen.

Fans des SV Werder Bremen zeigen mit Transparenten 1982 ihre Anteilnahme an Maleikas Tod Foto: Werner Schilling/dpa

HAMBURG taz | Zum 40. Mal jährt sich am kommenden Montag der Tod des Werder-Bremen-Fans Adrian Maleika. Im Gedenken an den 16-Jährigen wird dann am Volksparkstadion in Hamburg eine Gedenktafel eingeweiht. Die Verletzungen, die zum Tod Maleikas am 17. Oktober 1982 führten, hatte das Mitglied des Fanklubs „Die Treuen“ bei Ausschreitungen vor dem Pokalspiel in Hamburg am Tag zuvor erlitten. Viele Werder-Fans fuhren damals zum Derby, rund 150 von ihnen entschieden sich, eine Station später auszusteigen, um ohne Polizeibegleitung zum Volksparkstadion zu laufen. Einer von ihnen war Adrian Maleika.

Auf dem Weg wurden die Werder-Fans unter anderem von Mitgliedern des rechtsradikal unterwanderten HSV-Fanklubs „Die Löwen“ überfallen, die mit Gaspistolen, Leuchtmunition, Knüppeln und Mauersteinen bewaffnet waren. Maleika suchte Deckung in einem Gebüsch und wurde von einem Stein am Kopf getroffen. Bereits bewusstlos, wurde auf ihn eingetreten. Einen Tag später starb er in einem Altonaer Krankenhaus an Gehirnblutungen infolge eines Schädelbasisbruchs.

Einer, der damals gemeinsam mit Maleika im Fanklub „Die Treuen“ aktiv war, mit ihm Heim- und Auswärtsspiele besuchte und nach eigenen Angaben ein „freundschaftliches Verhältnis“ zu ihm hatte, ist Uwe Jahn. Maleika sei in Bremen zusammen mit einer jüngeren Schwester und einem älteren Bruder in einer Aussiedlerfamilie aus Polen aufgewachsen, erzählt er. Vermutlich sei er in Deutschland geboren, sicher ist sich Jahn jedoch nicht.

Über seinen Bruder sei Maleika zum organisierten Fantum gekommen und habe dort wichtige, persönliche Kontakte geknüpft, wobei er stets der Jüngste in der Gruppe gewesen sei. Unter der Woche habe er eine Glaserlehre gemacht. „Deswegen konnte er auch nicht jeden Abend mit uns in der Stammkneipe verbringen“, sagt Jahn. Am Wochenende ging es dann ins Stadion. Für was sich Maleika neben Fußball interessierte, kann Jahn nicht sagen.

Der heutige Vereinsvorsitzende des Fanprojekts Bremen steht nach wie vor mit Maleikas Bruder und Schwägerin in Kontakt und beantwortet Presseanfragen zu Maleika, der als erster und bis jetzt einziger Todesfall in der deutschen Fußballfanszene gilt.

Belastetes Verhältnis zwischen den Vereinen

Dass die Rivalität zwischen den Hansestädten und ihren Fußballvereinen schon vor Maleikas tragischem Tod bestanden hat, darin sind sich Jahn und HSV-Pressesprecher Niko Stövhase einig. Bereits Ende der 70er hat es Auseinandersetzungen gegeben, nicht zuletzt durch Einflüsse rechtsextremer Gruppen auf HSV-Fanklubs. Eine Ausstellung im HSV-Museum widmet sich aktuell diesem Zeitraum der Vereinsgeschichte und dokumentiert auch Maleikas Tod, der ohne Zweifel eine Zäsur darstellte und damals wie heute das Verhältnis zwischen den Vereinen belastet.

Ihrem Namen alle Ehre machend, treffen sich die damaligen Mitglieder von „Die Treuen“ auch heute noch in ihrer Bremer Stammkneipe, wenn auch nicht jeden Abend. Für das, was seit 1982 anders ist, findet Uwe Jahn klare Worte: „Es wurde eine Lücke in die Gemeinschaft gerissen.“

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