Hamburgs Grüne ärgern Hun­de­hal­te­r: Jammern auf hohem Niveau

In Hamburg dürfen Hunde frei laufen, wenn sie eine Gehorsamsprüfung bestanden haben. Weil sich daran niemand hält, soll das eingeschränkt werden.

Eine Hundehalterin lässt einen Hund im Park frei laufen, ein anderer ist an der Leine

Einer an der Leine, einer freilaufend: Gewiss hat letzterer eine Gehorsamsprüfung bestanden Foto: Marcus Brandt/dpa

Auf hohem Niveau jammern Hamburger Hundehalter:innen. Die von einem Grünen geleitete Hamburger Umweltbehörde will die Anzahl von Hundeauslaufzonen in der Stadt reduzieren. Das hatte im September der NDR berichtet, und auch, dass sich die SPD als Koalitionspartnerin sogleich von den Plänen distanziert hatte. Die Grünen haben seitdem die üblichen Vorwürfe an der Backe: Verbotspartei, Spaßbremse, für Kröten, aber gegen Hunde.

Außerhalb Hamburgs reibt man sich die Augen, wenn man nachliest, wie viel Platz die Hamburger Hunde selbst dann zum leinenlosen Herumspringen hätten, wenn die Umweltbehörde ihre Ankündigung wahr machen sollte. Derzeit sieht es aber eher nach Zurückrudern aus und danach, als folge sie der Ansage des SPD-Fraktionschefs Dirk Kienscherf, ihre Pläne zu „überprüfen“. So schrieb eine Sprecherin von Umweltsenator Jens Kerstan am Dienstag der taz, man wolle bloß definieren, wie viel Fläche Auslaufzone es pro Bezirk geben soll.

Nun muss man wissen: In Hamburg gibt es zwei Arten von Hundeauslaufzonen. In der einen dürfen alle Hunde frei herumlaufen, auch wenn sie „Aus“ und „Bleib“ nicht auseinanderhalten können und nur sporadisch oder gar nicht auf ihre Hal­te­r:in­nen hören. Diese Zonen sollen nicht angetastet werden, von ihnen gibt es in Hamburg 139 mit einer Gesamtfläche von 163,6 Hektar. Das entspricht rund 229 Fußballfeldern.

In Bremen nur elf Auslaufflächen

Zum Vergleich: In Hannover gibt es 24 auf die Stadt verteilte Auslaufzonen mit 40,5 Hektar Fläche. In Bremen sind es gerade einmal elf, die Fläche ist der Umweltbehörde nicht bekannt. Hamburg hat drei Mal so viele Ein­woh­ne­r:in­nen wie die anderen beiden norddeutschen Städte und es sind mit 100.000 Tieren vergleichsweise viele Hunde beim Finanzamt angemeldet. In Bremen sind es 20.000.

Möglicherweise liegt das nicht daran, dass Ham­bur­ge­r:in­nen ein größeres Herz für Hunde haben (oder eine größere Breitschaft, Hundesteuer zu zahlen), sondern daran, dass die Bedingungen besser sind als in anderen Großstädten. Denn zusätzlich zu den erwähnten 139 Hundespielplätzen gibt es weitere 101 Grünanlagen mit 87,5 Hektar Fläche, in denen Hunde frei herumlaufen dürfen, sofern sie beziehungsweise ihre Be­sit­ze­r:in­nen eine Gehorsamsprüfung bestanden haben.

Einen solchen Hundeführerschein hätten gerade einmal 800 Hunde, zitiert der NDR-Bericht die Umweltbehörde. Diese geht davon aus, heißt es dazu in einer Mail an die taz, „dass diese Flächen häufig und in großer Anzahl von ungeprüften Hunden genutzt werden, was zu einer erheblichen Einschränkung der Erholungsnutzung vieler Grünanlagen führt“. Aber auch: „Ein Verbot dieser Flächen ist nicht geplant“.

Man setze sich lediglich dafür ein, „dass die im Hundegesetz festgelegte generelle Anleinpflicht von Hunden in Grünanlagen, außerhalb der ausgewiesenen Hundeauslaufzonen, wieder mehr Beachtung findet“. Dem NDR hatte die Umweltbehörde noch am Vortag gesagt, dafür brauche es mehr Kontrollen, wofür es aber zu wenig Personal gebe. Aber die Hamburger Grünen wissen eben auch, dass mit Verboten keine Wahl zu gewinnen ist.

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Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.

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