Hapag-Lloyd will zahlen: Geld in Sicht

Die Hamburger Staatsreederei will Geld an die Stadt zurückzahlen. Der Weg dahin ist weit: Vergangenes Jahr lag der Verlust bei katastrophalen 600 Millionen Euro.

Viele Container aber schlechte Zahlen bei der Traditionsreederei Hapag-Lloyd. Bild: dpa

HAMBURG taz | Hamburg bekommt sein Geld zurück. Das sei „Ehrensache“, versicherte der neue Vorstandschef der Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, am Freitag auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz. Zwar werde es „lange“ dauern, die rund 1,14 Milliarden Euro abzustottern, welche die Stadt seit 2009 investiert hat – ab 2016 aber, ist Habben Jansen zuversichtlich, „wollen wir schwarze Zahlen schreiben und dann auch Dividenden zahlen“.

Bis dahin aber liegt noch ein steiniger Weg vor dem 48-jährigen Niederländer, der seit Juli 2014 Chef der Traditionsreederei am Ballindamm ist. Die Bilanz des Vorjahres ist desaströs: Ein Minus von 604 Millionen Euro musste Habben Jansen verkünden, sechs Mal so viel wie 2013, als der Verlust 97 Millionen Euro betrug. „2014 war ein schwieriges Jahr, es war enttäuschend“, räumte er ein. Es seien aber zugleich „die Grundlagen für die Zukunft gelegt worden“ – und die werde erfolgreich sein.

Das Vorjahresergebnis sei stark von einmaligen Effekten geprägt, führte Habben Jansen aus. Insbesondere die Übernahme und Integration der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV habe zunächst Kosten verursacht, inklusive höherer Rückstellungen für Pensionen und Versorgungsleistungen. Hinzu kämen Wertminderung auf etliche alte Schiffe.

Größter Aktionär ist seit diesem Jahr die chilenische Reederei Compañía Sudamericana de Vapores (CSAV) mit 34 Prozent vor Hamburg (23,2 %), dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne (20,8 %) und dem Touristikkonzern TUI (13,9 %). Die restlichen 8,1 % teilen sich die HSH Nordbank, die Versicherungen Signal Iduna und Hanse Merkur sowie das Bankhaus Warburg.

2009 erwarb das Konsortium Albert Ballin - bestehend aus der Stadt Hamburg, Kühne und den vier kleinen Teilhabern - für rund 4,4 Milliarden Euro 61,6 Prozent der Reederei vom vorherigen Alleineigner TUI. Hamburgs Anteil kostete 724,7 Millionen Euro.

2012 kaufte das Konsortium TUI weitere 16,4 Prozent ab - für rund 600 Millionen Euro. Davon zahlte Hamburg 420 Millionen und wurde größter Aktionär. Ende 2013 löste sich das Konsortium auf.

Anfang 2015 stieg die CSAV bei Hapag-Lloyd ein. Die Kapitalerhöhung um 370 Millionen Euro leisteten CSAV und Kühne.

Diese Faktoren kämen in dieser Form nicht wieder zum Tragen, unterstrich der Vorstandschef. Im Gegenteil: Durch Synergien hofft man innerhalb von zwei Jahren rund 300 Millionen Dollar einzusparen, und das Habben Jansen zufolge ohne Abbau von Personal. Die Mitarbeiterzahl von Hapag-Lloyd ist mit rund 7.000 Beschäftigten stabil geblieben, hinzugekommen sind 3.900 Mitarbeiter von CSAV; die Reederei unterhält Büros in 45 Staaten.

Das Transportvolumen steigerte sich um 7,5 Prozent auf 5,9 Millionen Standardcontainer (TEU), der Umsatz um 3,7 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Damit ist Hapag-Lloyd die viertgrößte Frachtreederei der Welt – „Wir haben durchaus Marktmacht“, sagte Habben Jensen. Die ist vor allem notwendig, um sich im Konkurrenzkampf mit den noch größeren Drei des Marktes – Maersk (Dänemark), MSC (Schweiz), CMA CGM (Frankreich) – sowie den großen chinesischen Staatsreedereien nicht die Preise diktieren lassen zu müssen.

Hapag-Lloyd habe seine Ziele „klar verfehlt“, kommentierte am Freitag der CDU-Abgeordnete Thilo Kleibauer, eine Dividende für die Stadt sei weiterhin nicht in Sicht. Bei Michael Kruse (FDP) „schwindet langsam jede Hoffnung, dass das Risiko für den Hamburger Steuerzahler noch einzugrenzen ist“. Hoffnungsvoll zeigte sich dagegen die Linksfraktion, die im Jahr 2012 als einzige Oppositionsfraktion die Erhöhung der Anteile an der Reederei unterstützt hatte: „Die Prognosen sehen positiv aus“, sagt der für Haushaltsfragen zuständige Norbert Hackbusch und diagnostiziert ein „offensichtlich gut funktionierendes Risikomanagement“.

Ungewöhnlich ruhig zeigten sich die Grünen, die jahrelang vehement die SPD-Strategie in Sachen Hapag-Lloyd kritisiert hatten. Sie sagten gar nichts. Dabei hatte ihr Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks noch im August die Verluste der Reederei im ersten Halbjahr 2014 mit den Worten kommentiert, die Aufstockung des städtischen Anteils sei „unverantwortlich“ gewesen, die Versprechungen von Bürgermeister Olaf Scholz hätten sich „alle als falsch erwiesen“. Scholz hatte Dividenden schon ab dem Jahr 2013 in Aussicht gestellt und wörtlich versichert: „We want our money back.“

Inzwischen sitzt Tjarks in der Grünen-Kommission, die mit Scholz und dessen SPD über eine Koalition verhandelt. Da können sich die Sichtweisen schon mal ändern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.