Hensing krempelt um: Bäderchef für Beckentrennung

Der Vorstandschef der Bäderbetriebe, Ole Bested Hensing, stellt dem Aufsichtsrat seinen 10-Jahres Plan vor - und dürfte Widerstand ernten.

Wer geht in Berlin demnächst baden? Am Freitag wissen wir mehr. Bild: dpa

Viel ist in den letzten Wochen über die Pläne des neuen Vorstandschefs der Berliner Bäder-Betriebe, Ole Bested Hensing, spekuliert worden. Jetzt kommt es zum Schwur: In nichtöffentlicher Sitzung wird Hensing dem Aufsichtsrat am heutigen Freitag sein Strukturpapier vorstellen, das die Berliner Bäderlandschaft in zehn Jahren skizziert.

Hensing will was reißen. Der gebürtige Däne will die Berliner Bäderlandschaft umgestalten. Seit seinem Amtsantritt im Frühjahr hat er das stets betont. „14 Schwimmhallen sollen schließen“ schlagzeilten die Zeitungen Anfang August. Nachfragen, wie das gemeint sei, scheiterten indes daran, dass sich der bis dahin so gesprächige Bäderchef nicht mehr äußern wollte. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Bäderbetriebe, Innensenator Frank Henkel (CDU), hatte ihm Redeverbot erteilt. Für derartige Strategien und Pläne gebe es keine Zustimmung des Aufsichtsrats, beeilte sich Henkel zu versichern. Erst am 6. September werde sich das Gremium mit den Ideen des neuen Vorstands befassen. „Diesem Urteil“, so Henkel, „will ich nicht vorgreifen.“

Alte, marode Bäder

Es ist nicht zu erwarten, dass Hensings Strategiepapier deutlich von dem abweicht, was er in der Vergangenheit angekündigt hat. Die Stadt hat 63 Bäder mit insgesamt 740 Beschäftigten. Jedes Jahr fließen 45 Millionen Euro an Zuschüssen in die Bäderbetriebe, dazu kommen 5 Millionen Euro für Reparaturen. Die Mittel dafür reichen vorne und hinten nicht. Aber nicht nur deshalb gibt es einen großen Sanierungsstau: Viele Bäder sind alt und marode. Auch das sei ein Grund dafür, dass die Besucherzahlen immer mehr in den Keller gehen, meint Hensing. „Berlin braucht ein paar neue, moderne Bäder“, sagte er im Juli zur taz. „Wenn ich freie Wahl hätte, würde ich ein Erlebnisbad bauen.“

In seinem Strategiepapier wird Hensing Berlin fünf neue Kombibäder verordnen – also Hallen- und Freibad an einem Standort. Konkret: Auf dem Freigelände des Sommerbades Wilmersdorf in der Forckenbeckstraße wird zusätzlich eine Halle gebaut. Das vorhandene Hallenbad am U-Bahnhof Heidelberger Platz wird dafür geschlossen. Das Gleiche soll in Pankow und Marienfelde an den Standorten der jeweiligen Freibäder geschehen. Die Kombibäder sollen große Hallen mit drei Becken erhalten: eines für Vereine, Kurse und Schulen, ein Familienbecken und ein Sportbecken für die Öffentlichkeit.

Insgesamt sieht Hensings Strategiepapier eine stärkere Trennung der Schwimmhallen nach Nutzergruppen vor. Hallen, die ausschließlich Schulen und Vereinen vorbehalten bleiben sollen, sowie sogenannte Mischhallen für Vereine, Schulen und Öffentlichkeit. Elf Bäder, die Kombibäder inklusive, sollen ausschließlich für die Öffentlichkeit da sein.

Die Haltung der rot-schwarzen Koalition war bisher, dass die 37 Hallenbäder an ihrem jeweiligen Standort erhalten bleiben müssten. „Schließung nur, wenn dafür etwas Neues entsteht“ fasst der sportpolitische Sprecher der CDU, Peter Trapp, die Position der Regierungsparteien zusammen. Hensing dagegen ist für einen Standortwechsel. Die alten Hallen müssten aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden, weil die Betriebskosten sonst ins Unermessliche steigen würden. Nicht nur die Frage, wie viele Hallen er letztendlich schließen will, dürfte für reichlich Zündstoff sorgen. Sie glaube nicht, dass der Bäderchef damit in der Gesamtheit durchkomme, sagt die sportpolitische Sprecherin der Linken, Gabriele Hiller.

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