Hochschulfinanzierung: Kampf der Exzellenzen

Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) beharrt auf seiner neuen "Superuni". Die neue Eliteuni FU will allerdings nicht mitmachen - und auch aus der Politik kommt Kritik am Konzept.

Die exzellente Bibliothek ist schon da: Buchbewahranstalt an der FU Bild: AP

In der Berliner Hochschullandschaft ist ein Kampf der Exzellenzen ausgebrochen. Kaum wurde die Freie Universität vom Bund zur Eliteuni gekürt, holte Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) zum Gegenschlag aus. Nur als solchen man kann den Zeitpunkt verstehen, den er gewählt hat, um erneut für seine "Superuni" zu werben. Statt sich auf der Exzellenz auszuruhen, sagte er am Montag, solle die Hauptstadt den Schwung zur Modernisierung ihrer Wissenschafts- und Forschungsstrukturen nutzen.

Das neue Institut soll wahlweise "International Forum of Advanced Studies" oder "International Free Humboldt Forum" heißen. Dort soll die Spitzenforschung aller Berliner Unis und ihrer internationalen Forschungspartner zusammenlaufen. Unter dem Dach einer Stiftung soll sich die Exzellenz aus aller Welt zum Forschen und zum Wissensaustausch treffen. Dafür wolle man einen eigenen Campus schaffen, mit Gebäuden für Veranstaltungen, Räumen für Wissenschaftler und Verwaltung - für die Bereitstellung und den laufenden Betrieb dieser Gebäude habe Berlin zu sorgen, so Zöllner. Die neue Einrichtung werde mehr als ein bloßer Treffpunkt für die Wissenschaft sein, schwärmte der Senator und sprach von einem weltweit völlig neuartigen Modell. Umfangreiche Lehrangebote, von der Sommerschule bis zu Master- und Promotionsstudiengängen, sollen das Angebot abrunden, etwa 500 Studierende sollen in den Genuss der Lehre kommen. Das Geld soll von den beteiligten Institutionen und dem Land Berlin kommen.

Die Superuni ist Herzstück des von Zöllner im Juni vorgestellten Wissenschafts-Masterplans, für den er laut Haushalt rund 300 Millionen Euro ausgeben darf. Zöllner hält an der Idee fest, obwohl die FU am Freitag aus dem Exzellenztopf 100 Millionen für eine sehr ähnlich klingende "internationale Netzwerkuniversität" bekommen hat. FU-Präsident Lenzen erklärte bereits, er werde an der übergeordneten Institution nicht mitwirken. Auch aus der Politik kommt Kritik: Der Senator sei über das Ziel hinausgeschossen, erklärte der wissenschaftspolitische Sprecher der CDU, Nicolas Zimmer. Eine Eliteuniversität mit eigenem Promotionsrecht, Gebäuden und Aufsichtsgremien werde die vier bestehenden Unis zu "Rumpf-Universitäten" degradieren. Zöllner wolle sich auf Kosten der Hochschullandschaft "ein Denkmal setzen", vermutet die hochschulpolitische Sprecherin der Grünen, Anja Schillhaneck, und nannte das Vorgehen des Senators "völlig inakzeptabel".

Zöllner selbst sieht "keine relevanten Meinungsverschiedenheiten" mit den Uni-Präsidenten. Auch wenn sich diese im Augenblick statt einer Einrichtung mit eigenen Gebäuden eine ortlose "Kooperationsstruktur" wünschten: Er rechne noch in diesem Jahr mit einer Einigung, Ende 2009 könne die Superuni starten.

Was Zöllner mit seinem Vorstoß bezweckt, bleibt sein Geheimnis. Offensichtliches Konfliktpotenzial bergen vor allem die Finanzierungspläne für das "International Forum of Advanced Studies": Die angepeilten 100 "visiting fellows" sollen dort Forschung und Lehre als Nebentätigkeit ausüben - bezahlt von den "Mutterinstitutionen". Auch für "Zusatzkosten" und 51 Prozent des Stiftungsbetriebs sollen die Unis aufkommen. Ein Schelm, wer dabei denkt, Zöllner wolle seine Superuni auf Exzellenzmillionen aufbauen.

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