Hochschulkooperationen mit China: DAAD warnt Unis vor Naivität

Hochschulen sollen sich besser auf Kooperationen mit China vorbereiten und Risiken identifizieren, rät der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD).

Staatspräsident der Volksrepublik China Xi Jinping neben einer Büste von Konfuzius.

Der Staatspräsident der Volksrepublik China, Xi Jinping, neben einer Büste von Konfuzius Foto: Boris Roessler/dpa

BERLIN taz | Deutsche Hochschulen sollten erst nach gründlicher Prüfung Kooperationen mit chinesischen Partnern eingehen. Dazu rät der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) in einem Empfehlungspapier, das er am Montag veröffentlicht hat. Wörtlich heißt es darin: „Die deutsche Wissenschaft […] muss Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloten und aktiv gestalten sowie zugleich Risiken der Kooperation identifizieren, die Bedingungen von Zusammenarbeit aushandeln und Grenzen der Kooperation festlegen“.

Dazu formuliert der DAAD drei Leitlinien, an die sich die Hochschulen orientieren können: Erstens: Eigene Ziele definieren. Zweitens: Mögliche Gefahren – Wirtschaftsspionage oder militärische Nutzung von Forschungsergebnissen – abwägen. 3. China-Expertise auf- oder ausbauen.

Mit den Empfehlungen reagiert der DAAD auf die neue China-Strategie der Bundesregierung, die das Kabinett im Juli 2023 beschlossen hat. Darin bezeichnet die Ampel-Koalition China als „Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale“ und warnt vor dem wachsenden Einfluss Pekings auf Wissenschaft und Forschung. Von Hochschulkooperation mit China fordert sie, dass sie „unter Achtung des verfassungsrechtlich verbürgten Grundsatzes der Freiheit der Wissenschaft und der damit verbundenen Verantwortung“ gestaltet werden.

Heißt: Wenn die Freiheit von Forschung und Lehre bedroht ist oder unerlaubt Wissen oder Technologien abgezogen wird, müssen deutsche Unis einschreiten. Dass das nicht immer leicht ist, räumt auch DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee ein. Schließlich habe sich China zu einer erfolgreichen Wissenschaftsnation entwickelt und sei in einigen Bereichen inzwischen führend. Das ist für deutsche Wis­sen­schaft­le­r:in­nen sehr attraktiv.

Kritik an Konfuzius-Instituten

Gleichzeitig sei die Volksrepublik ein herausfordernder Partner in der Außenwissenschaftspolitik, so der DAAD-Präsident: „Die akademische Kooperation mit China muss dieser differenzierten Neubewertung Rechnung tragen“, fordert Mukherjee mit Blick auf die neuen Leitlinien.

Wie unterschiedlich deutsche Hochschulen bislang mit dem gestiegenen Einfluss Pekings auf Forschung und Lehre auch in Deutschland umgehen, zeigt exemplarisch der Umgang mit den aktuell 19 Konfuzius-Instituten im Land. Sie sind meist an einer deutschen Hochschule angesiedelt, unterstehen aber direkt dem chinesischen Bildungsministerium. In der Vergangenheit haben Konfuzius-Institute an verschiedenen Standorten versucht, unliebsame Veranstaltungen ihrer Partnerunis zu verhindern. Nicht in allen Fällen hatte das Folgen für die Zusammenarbeit.

Sehr unterschiedlich agieren die Hochschulen auch bei chinesischen Forscher:innen, die eine Art Treueschwur gegenüber der chinesischen Führung abgegeben haben. So müssen Doktorand:innen, die über das Chinese Scholarship Council (CSC) gefördert werden, per Vertrag zusichern, regelmäßigen Kontakt mit einer chinesischen Botschaft zu halten und nicht gegen die Interessen und die Sicherheit ihres Heimatlandes zu handeln. Vor kurzem kam heraus, dass sich auch Wis­sen­schaft­le­r:in­nen der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) loyal der chinesischen Führung gegenüber erklären müssen.

Wie wichtig China für die deutsche Forschungslandschaft ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Bei den ausländischen Promovierenden (gut 7.000 im Jahr 2022) und Wis­sen­schaft­le­r:in­nen (fast 4.000) liegt China auf Platz eins beziehungsweise Platz drei (hinter Indien und Italien). Bei den ausländischen Studierenden mit rund 39.000 bilden Chi­ne­s:in­nen knapp hinter Indien die zweitgrößte Gruppe.

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