Hoffest des Regierenden Bürgermeisters: Ende eines langen Wartens

Der immer noch neue Regierungschef Kai Wegner (CDU) genießt die Rolle des Gastgebers und nennt Berlin „die schönste Stadt der Welt“.

Das Bild zeigt Kai Wegner bei der Eröffnung des Hoffests am Roten Rathaus und in seinen Innenhöfen.

Darauf hat er lange gewartet: Regierungschef Wegner (CDU) bei der Eröffnung des Berliner Hoffests Foto: dpa

BERLIN taz | Als es dunkler wird, so gegen 22 Uhr, kommt Kai Wegner sogar ein bisschen ins Tanzen vor der Bühne am Roten Rathaus. Nicht ganz so schwungvoll vielleicht wie eine schwarz-rot gekleidete Frau, die daneben zu den Klängen einer Cover-Band abhottet – man ist ja Regierender Bürgermeister. Aber ein bisschen Mitwippen und ein paar Schritte müssen schon drin sein. Es ist Dienstagabend, Wegner ist erstmals Gastgeber beim mittlerweile traditionellen Hoffest der jeweiligen Nummer 1 in der Senatskanzlei, egal welcher Couleur.

Drei Stunden vor den bewussten Tanzschritten hat er das Fest eröffnet – und dabei gesagt, dass er auf diesen Moment sehr lang gewartet habe, auch wenn er da nicht konkreter werden will. Wobei sich das schon genauer sagen lässt: Die erste Auflage des Hoffests gab es 1999, vier Mal fiel es aus, unter anderem wegen des Bankenskandals 2001 und der Coronakrise.

Ebenso lang, nämlich seit 1999, ist Kai Wegner in der Berliner Landespolitik unterwegs: In jenem Jahr zog er erstmals ins Abgeordnetenhaus ein. Und den einen oder anderen Gedanken an das Rote Rathaus und das Chefbüro dort dürfte der auch zu jener Zeit schon zielstrebige Wegner auch bereits vor 24 Jahren gehabt haben.

Der erste Einladende war Eberhard Diepgen, der dann bald für über 20 Jahre letzte Berliner Regierungschef mit CDU-Parteibuch. Das Fest sollte an die früheren, dort offenbar beliebten sogenannten Berliner Laubenpieperfeste in Bonn anknüpfen. Sein Nachfolger Klaus Wowereit gilt als zweiter Festbegründer, weil er es 2003 nach zwei Jahren Pause allein mit Sponsorenfinanzierung wiederbelebte. Was den Steuerzahlerbund nicht davon abhält, immer wieder Steuergelderverschwendung anzuprangern, weil auch landeseigene Unternehmen unter den Sponsoren seien.

Diepgen, inzwischen 80, aber lässig-jugendlich mit weißen Turnschuhen unterwegs, steht wie seine drei SPD-Nachfolger Wowereit, Michael Müller und Franziska Giffey bei Wegners Eröffnung an der Bühne. Der hat da, um 19 Uhr, seine erste Runde halb ums Rathaus herum und quer durch die Innenhöfe des Backsteingebäudes – das in der Serie „Babylon Berlin“ als Polizeipräsidium auftaucht – schon hinter sich.

Auch die anderen Senatsmitglieder sind da

Es ist die erste von mehreren Runden dieser Art. Händeschütteln, beglückwünscht, aber auch vollgetextet werden, stets umringt von Sprechern, Helfern und Sicherheitsleuten, immer aufmerksam wirken müssen, um nicht unhöflich zu wirken: Vergnügungssteuerpflichtig ist so etwas nur bedingt, wenn das über mehrere Stunden so geht. Und dennoch scheint Wegner der Sache nicht überdrüssig zu werden – er hat ja auch lange darauf gewartet.

Allerdings hat er ja ein bisschen des Ansturms abzuwälzen versucht: Die anderen Senatsmitglieder seien auch alle da und ansprechbar. Sehr viel nützt das nicht, im Zweifelsfall wollen die Leute ihr Anliegen halt dem obersten Chef vortragen.

In Wegners Rede auf der Bühne gibt es noch eine Liebeserklärung an Berlin – „die schönste Stadt der Welt“ und einen Rüffel Richtung München. Die dortige Staatsregierung hat nämlich gerade mal wieder den Länderfinanzausgleich infrage gestellt, von dem Berlin stark profitiert. „Komische Klänge aus Bayern“, nennt Wegner das, der Berlin auch gleich noch zur „einzigen internationalen Metropole Deutschlands“ macht.

Der eigenen Stadt auf die Schulter zu klopfen gehört eben zur Kernkompetenz einer oder eines Regierenden, egal ob der oder die von der SPD oder der CDU kommt. Wegners Parteifreund Frank Steffel, der nicht nur 2022 sein Präsidentenamt bei den Füchsen gegen das von Hertha eintauschen, sondern schon 2001 Regierender Bürgermeister werden wollte, hatte das im damaligen Wahlkampf nicht verinnerlicht: Schönste Stadt Deutschlands sei München, hatte er gesagt – und damit den späteren SPD-Wahlsieg mutmaßlich noch ein bisschen klarer gemacht.

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