Humaitäre Krise in Haiti: Die Cholera kennt keine Grenzen

Im Nachbarstaat Haitis, der Dominikanischen Republik, ist ein erster Cholerafall entdeckt worden. In Haiti selbst behindern die Proteste gegen die UN-Präsenz die Arbeit der Hilfsorganisationen.

Von Ärzten versorgt: Ein Kind mit Cholera-Symtomen in Haiti. Bild: dapd

SANTO DOMINGO taz/dapd | In der Dominikanischen Republik ist der erste Cholera-Fall entdeckt worden. Ein haitianischer Bauarbeiter wurde in Higüey, in der östlichen Provinz des Landes, in ein Krankenhaus eingeliefert. Er hat nachweislich Cholera, wie der dominikanische Gesundheitsminister Bautista Rojas Gómez auf einer Pressekonferenz offiziell bestätigte.

Schon in den letzten Tagen waren immer wieder später dementierte Meldungen aufgetaucht, dass es auch in der Dominikanischen Republik Cholera-Infektionen gebe.

Der 32-jährige Mann, der als Bauarbeiter in der Touristengegend von Bávaro beschäftigt ist, habe sich vermutlich bei einem Besuch in seiner Heimat mit den Erregern angesteckt, die in Haiti bisher mehr als 1.100 Tote gefordert hat. Er war am 12. November aus Haiti zurückgekehrt. Die Mehrzahl der Bauarbeiter in der Region, in der jedes Jahr Hunderttausende aus Nordamerika und Europa Urlaub machen, stammen aus Haiti. Jährlich besuchen fast vier Millionen Urlauber die Strände der Dominikanischen Republik, davon im vergangenen Jahr rund 180.000 deutsche Fernreisende.

Unterdessen behinderten die andauernden Proteste gegen nepalesische UN-Soldaten die Versorgung von Cholera-Kranken in Haiti. Demonstranten werfen den Blauhelmsoldaten vor, die Epidemie ins Land gebracht zu haben. Gesundheitsexperten hatten einen entsprechenden Verdacht geäußert, da die ersten Cholera-Fälle kurz nach der Stationierung der UN-Soldaten in Haiti bekannt geworden waren.

In einer Rede an die Nation rief Präsident René Préval die Bevölkerung zur Ruhe auf. Die derzeit stattfindenden Plünderungen würden nicht dazu beitragen, die Cholera einzudämmen. Die Vereinten Nationen sagten wegen der Unruhen mehrere Flüge ab, die drei Tonnen Seife, medizinische Güter und Personal in die nördliche Hafenstadt Cap-Haïtien bringen sollten. Auch Flüge nach Port-de-Paix seien abgesagt worden, teilte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten mit.

Die Hilfsorganisation Oxfam legte Projekte für die Chlorierung von Wasser vorläufig auf Eis. Die Weltgesundheitsorganisation stellte die Ausbildung von medizinischem Personal ein, wie aus einer Mitteilung des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten hervorging. Eine Lagerhalle des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen sei geplündert und in Brand gesetzt worden.

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