Israel und Mathias Döpfner: Bild dir deinen Freund
Israel verleiht Mathias Döpfner die höchste Ehrenmedaille des Landes. Das dürfte sich mit dem Selbstverständnis des Springer-Chefs decken.

Das deckt sich mit Döpfners Selbstverständnis. In einem von der Zeit geleakten E-Mail-Verkehr bekannte der Milliardär einst sein Motto: „Zionismus über alles!“ Das steht für ihn auch über der journalistischen Pflicht, als „vierte Gewalt“ ein Korrektiv staatlicher Macht zu sein – und nicht ihr Sprachrohr.
Herzogs Entscheidung ist also vollkommen schlüssig: Kaum jemand hat sich in den vergangenen Jahren so effektiv in den Dienst israelischer Propaganda gestellt wie Döpfner und sein Verlag. Die Kommunikationsstrategie der israelischen Regierung hat nämlich zwei Seiten – und beide unterstützt der Verlagschef.
Zum einen geht es Israels Regierung darum, die eigene Sicht zu verbreiten. Dazu ist die Bild-Zeitung als reichweitenstärkstes Blatt des Landes bestens geeignet. Im September vergangenen Jahres veröffentlichte Bild zum Beispiel ein Hamas-Papier, das dem Springer-Verlag aus dem direkten Umfeld des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zugespielt wurde.
Obwohl sich – wie das ARD-Politikmagazin „Panorama“ berichtete – aus dem Dokument auch hätte ableiten lassen, dass die Hamas an einer Waffenruhe interessiert sei, erzeugte die Bild den Eindruck, der Terrorgruppe sei ein rasches Ende des Krieges „egal“. Bild suggerierte – ganz im Sinne Benjamin Netanjahus –, den Krieg in Gaza fortzuführen, sei alternativlos. Bis heute hat sich Springer dafür nicht entschuldigt – und das, obwohl die Causa in Israel längst zur Staatsaffäre geworden ist und dort gegen Netanjahu-Getreue ermittelt wird.
Kritik zu Israel bei Bild immer: „Israelhass“
Überhaupt zitierte die Bild in zwei Jahren Gaza-Berichterstattung offizielle israelische Quellen häufiger als alle anderen Stimmen zusammengenommen. Das allein reicht aber noch nicht für den höchsten israelischen Ehrenpreis. Denn ein ähnliches einseitiges Quellenverhältnis findet sich auch bei „Tagesschau“, Zeit und Spiegel – so viele Preise kann Israel ja gar nicht gleichzeitig vergeben.
So richtig hervorgetan haben sich Döpfner und sein Verlag auf andere Weise: Jedes Mal, wenn sich ein deutscher Politiker oder sonst jemand kritisch zu Israel äußert, erscheint bei Bild oder in der Welt meist noch am selben Tag ein hetzerischer Artikel mit Titeln, die das Wort „Antisemitismus“ oder „Israelhass“ enthalten – oft beide. Und so dienen Döpfner und sein Verlag auch dem zweiten Teil der israelischen Propagandastrategie: Gegenstimmen kontinuierlich delegitimieren, diffamieren und einschüchtern.
Dass Mathias Döpfner ein enges, gar freundschaftliches Verhältnis zur Netanjahu-Regierung pflegt, ist bekannt. Der Springer-Verlag hat allerdings auch ganz konkrete wirtschaftliche Interessen an einer Fortsetzung der israelischen Expansionspolitik: Das Kleinanzeigenportal Yad2, das bis April diesen Jahres ein Tochterunternehmen des Axel-Springer-Konzerns war, vermittelt den Verkauf von Wohnungen in den völkerrechtswidrig erbauten Siedlungen im israelisch besetzten Westjordanland. Heute halten Mathias Döpfner und Friede Springer noch einen Minderheitsanteil von zehn Prozent an der Plattform. Wenn Döpfner so weitermacht, könnte der Springer-Verlag vielleicht bald schon an Luxusstrandvillen in Gaza mitverdienen.
Hinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, das Immobilienverkaufsportal Yad2 des Axel-Springer-Konzerns verkaufe Wohnungen in völkerrechtswidrig erbauten Siedlungen im Westjordanland. Richtig ist: Yad2 verkauft nicht direkt Wohnungen, sondern vermittelt als Kleinanzeigenportal nur den Verkauf von Wohnungen. Ende April 2025 haben die US-Investmentfirma KKR und Kanadas CPP das Anzeigengeschäft des Springerkonzerns inklusive Yad2, übernommen. Die deutschen Springer-Eigentümer Mathias Döpfner und Friede Springer haben einen Minderheitsanteil behalten.
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