Jemen und der Terror: Neue Front am Golf von Aden

Die USA weiten ihren Antiterrorkampf auf den Jemen aus. Dort soll der vereitelte Flugzeugattentäter von Detroit ausgebildet worden sein. Das Land wird instabiler.

Jemenitische Flüchtlinge warten auf Essen in einem UN-Lager im Norden des Landes. Bild: dpa

Die Festnahme des verhinderten Flugzeugattentäters Umar Faruk Abdulmutallab hat die Aktivitäten von al-Qaida im Jemen verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit der USA gerückt. US-Ermittler prüfen jetzt, ob der 23-jährige Nigerianer von jemenitischen Terroristen ausgebildet und ausgerüstet wurde. Auch der Militärpsychiater, der bei einem Amoklauf in einer US-Kaserne Anfang November 13 Menschen getötet hatte, soll Kontakt zu einem Al-Qaida-Prediger im Jemen gehabt haben.

Die USA setzen die Regierung in Sanaa schon lange unter Druck, verstärkt gegen al-Qaida vorzugehen. Wie die New York Times berichtet, entsandte die CIA vor einem Jahr mehrere Agenten in das Land im Südwesten der Arabischen Halbinsel, die auf den Antiterrorkampf spezialisiert sind. Das US-Verteidigungsministerium werde in den kommenden 18 Monaten umgerechnet 48 Millionen Euro ausgeben und Spezialtruppen einsetzen, um Jemens Militär auszubilden und auszurüsten, hieß es weiter. Damit verdopple sich die US-Militärhilfe für das Land.

Am 17. Dezember sollen jemenitische Truppen bereits bei einem Angriff auf al-Qaida, bei dem offiziellen Angaben zufolge 30 Kämpfer getötet wurden, von den USA militärische Unterstützung erhalten haben. Daraufhin drohte al-Qaida mit Vergeltungsaktionen gegen die USA.

Aus Sicht Washingtons spielt der Jemen eine immer wichtigere Rolle als Rückzugsland für Kämpfer aus Afghanistan und Pakistan, aber auch für Extremisten aus Saudi-Arabien, die sich seit dem verstärkten Antiterrorkampf im benachbarten Königreich seit 2004 dorthin abgesetzt haben. Im Jahr 2006 entkamen bei einem Ausbruch 23 Gefangene aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Sanaa.

Jemenitischen und US-amerikanischen Angaben zufolge erhielten die Insassen Hilfe von jemenitischen Geheimdienstlern, die Sympathien für al-Qaida hegten. Dieser Gruppe wird bei der Neuorganisation des Netzwerks eine wichtige Rolle zugeschrieben. Im Januar 2009 gab die jemenitische al-Qaida nämlich ihre Umbenennung in "Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel" (AQAP) bekannt. Sie forderte den Sturz des saudischen Königshauses und kündigte Anschläge auf westliche Ausländer an.

Al-Qaida konnte bislang von den instabilen Verhältnissen im Jemen profitierten. Im Nordjemen tobt seit dem Sommer die fünfte Runde eines Bürgerkrieges zwischen Regierungstruppen und Huthi-Rebellen, die der zaidischen Strömung des Schiismus angehören. Damit erhielten sunnitisch-schiitische Spannungen in der Region Auftrieb, zumal die Regierung in Sanaa Iranern Unterstützung für die Rebellen vorwarf und Saudi-Arabien zeitweise Luftangriffe gegen die Huthis flog. Im Süden des Landes drohen Separatisten Medienberichten zufolge mit der Bewaffnung ihrer Anhänger. Vor diesem Hintergrund argumentiert die Regierung damit, die wichtigste Aufgabe sei es, zu verhindern, dass das Land zerfällt und sich zu einem failed state entwickelt.

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