Junge Landsmannschaft Ostdeutschland: Marschieren statt umkehren

Die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) hat seit Monaten anlässlich des 13. Februar für Demos in Dresden mobilisiert. Ihr Ziel: Sie will sich nicht wieder blockieren lassen.

Aktion gegen den Aufmarsch der Rechtsextremen: Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) legt das Logo der "Weißen Rose"-Aktion frei. Bild: dpa

Stehen statt marschieren: In diesem Jahr will der Veranstalter des "Trauermarsches" nicht erneut auf einem Platz an der Elbe durch Gegendemonstranten einkesselt werden. "Wir haben aus den Ereignissen im vergangenen Jahr Lehren und Konsequenzen gezogen", sagt Kai Pfürstinger von der "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland e.V., Landesverband Sachsen / Niederschlesien" (JLO).

Seit Monaten läuft die Mobilisierung in der rechtsextremen Szene zu dem Marsch anlässlich der Bombardierung Dresdens im Februar 1945. 2010 soll sich für sie nicht wiederholen. In dem rechtsextremen Monatsmagazin Zuerst räumt Pfürstinger in der aktuelle Ausgabe ein: "2010 gab es immense Probleme und Störungen". Er versichert, diese "Ereignisse" hätten die Veranstalter in ihre Planungen lassen. Genaue "Details" wollte er in dem Interview mit dem Magazin, das an Bahnhofkiosk und Einkaufszentren dank des Vertriebs eines nicht rechten Unternehmens zu bekommen ist, nicht sagen: Das läge "in der Natur der Sache begründet".

Gleich nach dem Scheitern des Marsches 2010, bei dem die Ursachen des Kriegs verschwiegen und nur der deutschen Opfer gedacht werden sollte, wurden alternative Strategien überlegt. Dass mehr als 6.000 Neonazis am 14. Februar 2010 von der Polizei vor dem Neustädter Bahnhof wegen den Massenblockaden erst zum Warten gezwungen wurden und dann die Anweisung "Kehrt marsch" erhielten, hat mehr als verstimmt.

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Die Szene von NPD bis Freie Kameradschaften schimpfte über die Veranstalter. Der JLO-Verantwortliche Pfrüstinger bedankte sich damals nicht nur bei den Teilnehmern für ihren "beispiellosen Einsatz", sondern versicherte zudem, Rechtsmittel zu überprüfen und einen Strategiewechsel zu überlegen. Keine leeren Versprechungen des Vereins: Vor Gericht erstritt er das Urteil, dass die Blockaden nicht zulässig waren, und statt eines "Trauermarsches" wurden zwei Märsche angemeldet. "Vertreter der maßgeblichen nationalen Organisation" hätten in einem Vorbereitungskreis "Dresden 2011" beschlossen, am 13. und 19. Februar aufzumarschieren, so die JLO.

Vor allem die NPD dürfte damit gemeint sein, denn deren Logistik durch die Sächsische Fraktion um Holger Apfel könnte dienlich gewesen sein. Apfel hatte 2010, nachdem er mit seinen Kameraden am Bahnhof warten musste, erklärt, dass sie den Protesten im kommenden Jahr nicht weichen würden.

Die JLO entstand 1991 als Jugendorganisation des Vertriebenenverbandes "Landsmannschaft Ostpreußen e.V." (LO). Eine schleichende Radikalisierung der Organisation trieben NPD-Kader voran. 1999 sah sich die LO genötigt, sich von ihrem Jugendverband zu trennen, um nicht ihre staatliche Unterstützung zu gefährden. Bis 2004 blieb sie als "gemeinnützig" anerkannt.

"Gemeinschaft erleben" und "Geschichte verstehen": So stellt die JLO fast unverfänglich auf ihrer Website ihr Bestreben dar. "Wir sind junge Menschen aus ganz Deutschland, die sich für Ostpreußen interessieren", stellen sie sich vor und führen aus: Stimmrecht in dem Verein hätte jeder, der zwischen 14 bis 35 Jahre alt ist, Ältere seien als "fördernde Mitglieder willkommen". Wandern und Volkstanz, Sport und Spiele, Zeitungen und Filmemachen böten sie an.

Gegen Osten, in die nach dem Zweiten Weltkrieg "verlorenen Gebiete" dürften die Reisen und Fahrten gehen. Wo die Grenzen ihres Deutschlands liegen, offenbart eine Grafik auf der Webseite. Unter dem Titel "Unsere Karte zeigt die BRD mit Ostdeutschland" ist Danzig, Ostpreußen, Memelland, Warthegau, Schlesien, Sudentenland und Ostmark wieder heim ins "Reich" gekommen. "Ostdeutschland ist uns zu wertvoll, um es anderen zu überlassen" schreibt der Verein - wohl bewusst doppeldeutig.

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