KOMMENTAR GRÜNE GEGEN GRÜNE: Plötzlich ist Wowereit doch tragbar

Hauptsache, Renate Künast regiet die Stadt? Grüne Parteilinke sind offenbar bereit, dieses Wahlziel zu opfern.

Linke Grüne werfen Journalisten schon mal Propaganda für ein Bündnis mit der CDU vor, wenn die eine solche Koalition thematisieren. Die Grundlage dafür aber hat ihre Partei selbst geschaffen. Seit dem vergangenen Herbst waren die Grünen mit zwei klaren Ansagen unterwegs. Erstens, sinngemäß: Wowereit ist verbraucht, hat die Stadt runtergewirtschaftet und muss weg. Zweitens: Künast soll stattdessen Regierende Bürgermeisterin werden. Mit beidem brechen Parteilinke jetzt.

Die ganz Optimistischen unter den Grünen mögen vielleicht gehofft haben, dass sie am Wahlabend vor der SPD liegen. Dass aber der Anspruch auf das Rote Rathaus nur unter dieser Voraussetzung gilt, das war weder von Künast zu hören, noch ist es so im Wahlprogramm zu lesen.

Stattdessen steht darin, dass Berlin "eine frische, engagierte und zukunftsorientierte Landesregierung unter Führung einer Regierenden Bürgermeisterin Renate Künast" brauche. Und dieses Programm hat die Partei, trotz etlicher Kontroversen in einzelnen Punkten, im März einstimmig beschlossen. Also auch mit jenem linken Flügel, der Grün-Schwarz so verteufelt.

Seither ist Wowereit lächelnd durch die Stadt gezogen, hat Rosen und Wowi-Bären verteilt und sich für ein Wahlplakat von einer Krokodil-Handpuppe beißen lassen. Kann das etwas ändern an der so lange geäußerten Kritik, der Mann könne es nicht? Nein. Dennoch haben die linken Grünen kein Problem damit, ihm zu fünf weiteren Jahren im Amt zu verhelfen, statt das Wahlziel zu erreichen und Renate Künast ins Rote Rathaus zu bringen. Wie unglaubwürdig!

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Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.

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