Kampf um Yahoos Zukunft: Google warnt vor Microsoft

Der Internetkonzern Google beschwört die Gefahr eines Monopols herauf, falls Microsoft Yahoo übernehme. Doch Google steht selbst wegen Dominanz in der Kritik.

Microsoft und Yahoo - gemeinsam würden diese Zwei die Vielfalt im Internet gefährden, unkt Google. Bild: dpa

Im Kampf um die Übernahme des Online-Riesen Yahoo beharken sich nun Microsoft und Google direkt. In einem Posting im offiziellen Weblog des Unternehmens gab Google-Chefjustiziar David Drummond eine erste Stellungnahme zum Thema ab. Darin wird Microsofts 44,6 Milliarden Dollar schwerer Kaufversuch durchgehend als "feindliche Übernahme" tituliert, die die Freiheit des Netzes bedrohe. "Es geht um mehr als nur eine Finanztransaktion oder die Übernahme einer Firma durch eine andere. Es geht um die Bewahrung der grundlegenden Prinzipien des Internet: Offenheit und Innovation", so Drummond.

Google sehe die Gefahr, dass Microsoft seinen "unangemessenen und illegalen Einfluss auf den PC", der in einem US-Monopolverfahren belegt wurde, künftig auch im Netz anwenden werde: "Könnte der Aufkauf Microsoft erlauben, seine unfairen Praktiken bei Browsern und Betriebssystemen auch auf das Internet ausdehnen?" Die Antwort gab sich Drummond gleich selbst: Microsoft und Yahoo zusammen bedeuteten den überwältigenden Anteil an Web-Email-Zugängen und Instant-Messaging-Verkehr, außerdem betrieben sie die zwei größten Portale. "Die weltweiten politischen Entscheidungsträger müssen sich diese Fragen stellen - und die Kunden verdienen erschöpfende Antworten", sagte der Google-Manager.

Microsofts Reaktion auf die Vorwürfe ließ nicht lange auf sich warten: Der Konzern wies auf seinen verhältnismäßig geringen Marktanteil im Netz hin und strich Googles aktuelle Dominanz heraus. Drummonds Chefjustiziar-Pendant bei dem Softwarekonzern, Brad Smith, schrieb in einer Entgegnung, die Kombination aus Microsoft und Yahoo werde sogar zu einem "Markt mit mehr Wettbewerb" führen. So ergebe sich eine "zwingende Nummer zwei" im Bereich Internet-Suche und Online-Werbung. "Die Alternativen führen nur zu weniger Wettbewerb", sagte Smith. Google sei die "dominante Suchmaschine und Werbefirma im Web". Der Konzern habe inzwischen rund 75 Prozent der bezahlten Suchmaschinenwerbung weltweit erobert "und der Anteil wächst weiter".

In den USA läge der Anteil der Suchanfragen im Web zu 65 Prozent bei Google, in Europa bei mehr als 85 Prozent. Microsoft und Yahoo erreichten kombiniert hingegen nur 30 Prozent in den USA und rund 10 Prozent in Europa. Microsoft setze sich für "Offenheit und Innovation im Internet" ein, sagte Smith, ohne sich einen Seitenhieb zu verkneifen: Gleiches gelte auch für "den Schutz der Privatsphäre". "Wir glauben, dass die Kombination aus Microsoft und Yahoo diese Ziele voranbringt", so der Microsoft-Manager.

Eher ruhig blieb es am Wochenende dagegen bei der umworbenen Internet-Braut Yahoo - zumindest nach außen hin. In einer kurzen Frage-und-Antwort-Liste schrieb das Unternehmen nur, es werde Microsofts Angebot im Verwaltungsrat "genau untersuchen", könne sich aber noch nicht zu einem zeitlichen Ablauf äußern. "Wir werden alle strategischen Alternativen durchgehen und die Option wählen, die den Aktionären den größten Wert verspricht." Zu möglichen positiven wie negativen Konsequenzen auf Werbekunden und Internet-Nutzer könne man sich hingegen während der aktuellen Angebotsprüfung jedoch noch nicht äußern. "Es wäre unpassend, darüber jetzt schon zu spekulieren."

Hinter den Kulissen geht es hingegen deutlich turbulenter zu. Die gut informierte Silicon-Valley-Kolumnistin Kara Swisher schrieb in ihrem Weblog, Microsoft sei äußerst kraftvoll gegenüber Yahoo aufgetreten. Firmenchef Steve Ballmer soll Yahoo-Boss Jerry Yang demnach eine Art Ultimatum gegeben haben, laut dem man innerhalb weniger Tage mit dem Angebot an die Öffentlichkeit gegen werde, falls Yahoo das nicht selbst tue.

Google wiederum scheint sich als "weißer Ritter" in Position zu bringen - laut einem Bericht des "Wall Street Journal" hat der Chef der großen Suchmaschine, Eric Schmidt, sich bei Yang gemeldet, um ihm Hilfe bei einer Abwehr des Microsoft-Angebotes anzutragen. Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass Google selbst eine Übernahme versuchen würde - die wettbewerbsrechtlichen Schwierigkeiten wären noch deutlich größer als bei Microsofts Kaufangebot. Als möglich gelten allerdings lukrative Vermarktungsgeschäfte - etwa, dass Google Yahoos Suchmaschinen-Werbeverkauf übernimmt, der bei Yahoo schon länger kränkelt.

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