Keine 3. Liga für Holstein Kiel: Eine unvollendete Saison

Holstein Kiel verliert mit 1:4 bei der Zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg und verpasst damit den Aufstieg. Nun steht eine weitere Saison in der Regionalliga an - aber leichter wird es nicht.

Kein Aufstieg, dafür eine 1:4-Klatsche zum Saisonende: die Kieler Bank beim Spiel in Wolfsburg. Bild: Timo Stark

KIEL taz | Kiels Mittelfeldstratege Rafael Kazior geht alles noch mal durch. Der Zeigefinger der linken Hand zeigt auf die rechte Spielfeldseite, die rechte Hand winkt ab. Der Zeigefinger der rechten Hand zeigt in die andere Spielfeldhälfte, die linke Hand winkt ab. Er hebt die Schultern, noch mal, schüttelt den Kopf. Pablo Thiam, inzwischen Jugendkoordinator beim VfL Wolfsburg, kommt vorbei und klopft ihm auf den Rücken. Kein Trost.

Kazior und Holstein Kiel verlieren das letzte Spiel der Saison bei der Zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg mit 1:4 und bleiben damit eine weitere Saison viertklassig. Kiels Konkurrent im Kampf um den Aufstieg, der Hallesche FC, spielt zu Hause nur unentschieden gegen RB Leipzig. Hätte Kiel in Wolfsburg gewonnen, dann wäre Kiel an Halle vorbeigezogen und aufgestiegen.

Wolfsburgs Trainer Lorenz Günther Köstner schickte Sebastian Polter auf den Platz, 21 Jahre alt, zwölf Bundesligaspiele. Polter hat in der vierten Liga nichts verloren. Bei Kiel sind Florian Meyer und Fiete Sykora verletzt, Aaron Berzel und Steve Müller gesperrt. „Das sind so Sachen“, sagte Kiels Trainer Thorsten Gutzeit, „vor allem, weil das Spieler sind, die auch körperlich hätten dagegen halten können“. Wolfsburg hat von den letzten neun Spielen eines verloren, wird am Ende Vierter, spielt nicht nur guten, schnellen Fußball, sondern auch körperbetonten.

Ab der nächsten Saison gibt es bundesweit fünf Regionalligen (Nord, Nord-Ost, West, Süd/Südwest und Bayern).

In der neuen Regionalliga Nord spielen: Werder Bremen II, Holstein Kiel, Hannover 96 II, VfL Wolfsburg II, Hamburger SV II, TSV Havelse, SV Meppen, SV Wilhelmshaven, VfB Lübeck, FC St. Pauli II, Goslarer SC, BV Cloppenburg, BSV Rehden, VfB Oldenburg, VfR Neumünster, ETSV Weiche Flensburg, SC Victoria, FC Oberneuland.

Die Meister der Regionalligen sowie zusätzlich der Zweitplatzierte der Regionalliga Süd/Südwest treten im Kampf um den Aufstieg gegeneinander an. Die drei Gewinner steigen auf.

Nach sieben Minuten und einem Eckball, den Polter ins Tor köpft, geht Wolfsburg in Führung. Viele Sätze von Kiels Trainer Gutzeit, mit denen er versucht, sich und anderen zu erklären, was bei diesem Spiel passiert ist, beginnen mit: „Wenn du nach sieben Minuten zurückliegst, ...“

Dann pfeift Schiedsrichter Martin Petersen für Wolfsburg einen Elfer, „den man nicht geben muss“, wie Andreas Bornemann, Kiels sportlicher Leiter, anmerkt. Wolfsburgs André Fomitschow, 21, der in die Zweite Liga wechseln wird, fragt nicht, sondern schießt den Ball ins rechte Eck (27.). „Die schießen drei Mal aufs Tor und es steht 0:3“, sagt Gutzeit.

Vor dem 0:3 hat Holstein Kiel zwei Chancen, eine durch Außenverteidiger Fabian Wetter, eine durch Innenverteidiger Marco Steil. Dann der nächste Elfer: Kiels Innenverteidiger Christian Jürgensen stoppt Wolfsburgs Dragan Erkic regelwidrig im Strafraum. Was folgt, ist bekannt: Fomitschow, rechtes Eck, 0:3. Dann ist Halbzeit.

In der Kabine von Kiel wird es laut. „Die Spieler waren sehr enttäuscht“, sagt Gutzeit, „und wollten nicht so aus der Partie gehen.“ Holstein steht früh auf dem Platz und wartet auf die Wolfsburger: Holstein hat sich für die zweite Halbzeit was vorgenommen. In der 47. Minute setzt der starke Jaroslaw Lindner das Vorhaben um ein Haar um, er schießt aus acht Metern VfL-Torwart Marius Sauß an. „Wenn er den macht, ...“, sagt Gutzeit, der bei seiner Spielanalyse viele Sätze unvollendet lässt, wie diese Saison unvollendet bleibt.

Am Ende hat Kiel mehr Chancen als Wolfsburg, aber viel weniger Tore. Immerhin ein Tor: Marc Heider, das ganze Spiel über abgetaucht, schließt einen Konter ab (69.). Unter den 1.300 Kieler Zuschauern im alten VfL-Stadion an der Elsterstraße kommt Hoffnung auf. Die hält sechs Minuten an, dann versenkt der überragende Fomitschow einen Schuss aus 23 Metern im Eck des Kieler Tors. Kann nicht nur Elfer, der Mann. 1:4, Holstein gibt auf.

„Wir haben allen Grund, traurig zu sein“, sagt Bornemann. Die Mannschaft macht noch einen Gesundheitscheck, dann gehen die Spieler in Urlaub, Bornemann und Gutzeit machen sich an die Planung der neuen Saison. „Wenn du Sechster, dann Zweiter wirst, kannst du als Saisonziel nicht Rang zwei ausgeben“, sagt Gutzeit. Er weiß auch: Es wird nicht leichter nächste Saison. „Schwerer“, sagt er. Obwohl die Ostclubs in der neuen Regionalliga Nord nicht dabei sind. Wolfsburg II ist noch da, der Hamburger SV II, Hannover 96 II und Bremen II kommt aus der Dritten Liga. Um aufzusteigen darf die Mannschaft nicht schwächer sein als in dieser Saison.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.