Kiezprojekt "Givebox": Zoff um die Kiste

Das Grünflächenamt hat Probleme mit dem Kiezprojekt "Givebox". Steht der improvisierte Umsonstladen nun vor dem Aus?

Simpler geht es nicht: ein wettergeschütztes Holzhäuschen, aufgestellt am Rand der Falckensteinstraße. Wer Dinge hat, die er nicht mehr benötigt, legt sie hinein. Wer sie gebrauchen kann, bedient sich. "Die Givebox ist von uns und für uns, es gibt keine Organisation, keinen Betreiber, Verantwortlichen oder Spendenkonto", steht an der Wand.

Die Givebox-Bewegung organisiert sich über Facebook, vier Häuschen haben Freiwillige schon in Berlin errichtet. Jetzt aber droht der Box im Kreuzberger Wrangelkiez das Aus: Das bezirkliche Grünflächenamt fordert, die "Aufbauten und alle gesammelten Gegenstände" zu entfernen. "Klasse Idee - leider falsch umgesetzt!", heißt es auf einem Schreiben, das die Behörde ins Häuschen gepinnt hat.

Da die Box auf einem öffentlichem Grundstück stehe, falle sie unter das Grünanlagengesetz und bedürfe einer Sondergenehmigung, teilt das Bezirksamt auf Anfrage mit. Es fehle an einem Betreiber, der dafür verantwortlich zeichnet, dass hier keine Müllhalde entsteht.

Das Quartiersmanagement (QM), das von den Givebox-AktivistInnen kontaktiert wurde, ist grundsätzlich bereit, das Projekt zu unterstützen. "Was uns am Herzen liegt, ist, die Leute zusammenzubringen", meint Christian Frey vom QM. "Wir wünschen uns, dass die Leute, die davorstehen, miteinander ins Gespräch kommen." Näheres will er mit seinem Team am kommenden Dienstag besprechen. Ob die Box dann noch steht, ist unklar: Schon am Montag will der Bezirk die Box entfernen lassen, wenn sich bis dahin keine Lösung gefunden hat.

Der Umzug auf Privatgelände wäre eine Option, die bürokratischen Hürden zu umgehen. Falls doch der Marsch durch die Institutionen beschritten werden sollte, überlegen AnwohnerInnen, sich um Fördermöglichkeiten beim QM zu bemühen, um die Sondergenehmigung und ihre Auflagen stemmen zu können.

Die Givebox in der Neuköllner Weserstraße hat einen professionelleren Weg beschritten, meint Esther Masemann aus dem Wrangelkiez. Anders als in Kreuzberg steht die dortige Box auf Privatgelände und wird von dem aus San Francisco stammenden Online-Portal "Airbnb" gesponsert, das private Unterkünfte für begrenzte Zeit an Reisende vermietet. "Das passt zu deren Konzept. Die wollen ihre Marke fördern und Gutmenschentum beweisen", meint Andreas Richter, ein Programmierer, der die erste Box im Bezirk Mitte errichtet hat. Ein Problem sieht er darin im Gegensatz zu anderen AnwohnerInnen nicht.

Ausgerechnet das Kreuzberger Projekt könnte an seiner Grundidee scheitern: ein selbstverwaltetes Projekt im öffentlichen Raum zu sein. "Irgendwie doof, dass eine Sache, die allen gefällt, abgebaut werden soll", steht auf einem Klebezettel an der Box-Wand.

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