Klage gegen Spiegel zurückgezogen: Finn Canonica gibt auf

Nach einem MeToo-Skandal um Finn Canonica beendet dieser seinen Rechtsstreit mit dem Spiegel. Er war früher Chef des Magazins des Tages-Anzeigers.

Zeitungen in einem Verkaufständer.

Finn Canonica war Chefredakteur der Magazinbeilage des schweizer Tages-Anzeigers Foto: Pius Koller/imago

BERLIN taz | Der frühere Chef des Schweizer Magazins des Tages-Anzeiger, Finn Canonica, geht nicht mehr gegen einen Spiegel-Artikel der Journalistin Anuschka Roshani vor. Das bestätigte das Landgericht Hamburg gegenüber der taz. Ebenso hatte dies der Spiegel kürzlich in einem „In eigener Sache“-Text über die eigene Rammstein-Berichterstattung geschrieben.

Im Februar hatte ein MeToo-Skandal die Schweizer Medienbranche erschüttert. Die ehemalige Mitarbeiterin des Schweizer Magazins schilderte in besagtem Text Erfahrungen mit Machtmissbrauch und Sexismus durch ihren Vorgesetzten Canonica. Sie wirft ihrem ehemaligen Arbeitgeber „Verletzung der Fürsorgepflicht aufgrund sexistischer Diskriminierung und Mobbings“ vor. Sie habe seit Jahren auf den Missstand hingewiesen, nichts sei passiert, Kolleginnen hätten weggeschaut.

Bereits vor zwei Jahren hatten 78 Journalistinnen der Tamedia AG, zu welcher der Tages-Anzeiger gehört, einen Protestbrief veröffentlicht, in dem sie auf das schlechte Betriebsklima hinwiesen. Das Magazin des Tages-Anzeiger gilt als das renommierteste Magazin der Schweiz, progressiv, linksliberal.

Canonica war juristisch gegen den Spiegel vorgegangen und wollte eine einstweilige Verfügung gegen den Artikel von Roshani erwirken. Dass Canonica diese nun zurückzieht, soll psychische und finanzielle Gründe haben, wie die taz erfuhr.

Rückzug bedeute nicht, dass es stimmt

Canonica soll aufgrund der nach dem Spiegel-Artikel folgenden Berichterstattung zu seiner Person mitgenommen sein, seine Familie soll bedroht werden. Er soll nicht in der Lage sein, sich weiterhin mit dem Fall auseinanderzusetzen, Termine in diesem Zusammenhang wahrzunehmen.

Gegenüber dem Schweizer Portal Inside Paradeplatz teilte Canonicas Anwaltskanzlei Schertz Bergmann mit, Canonicas Rückzug bedeute nicht, dass die Gegenseite recht habe. Gegen „verleumderische Falschbehauptungen“ behalte sich Canonica alle Rechte vor. Dass er im Streit mit dem Spiegel aufgebe, dürfe nicht als Sieg gewertet werden, teilten die Anwälte mit.

Das deutsche Magazin wertet die Entscheidung hingegen als Erfolg, berichtet Inside Paradeplatz. Eine Sprecherin teilte dem Medium mit: „Der Spiegel hat vor Gericht gewonnen, das Verfahren ist beendet. Unsere Berichterstattung bleibt unverändert in der Originalversion online.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.