Kleines Filmfest holt großen Star: Getting John Malkovich

Das Bremer Filmfest verleiht seinen Preis „Goldener Mops“ an den Hollywood-Star John Malkovich. Für das kleine Festival ist das ein Coup.

John Malkovich spricht 2023 beim Berlinale Talents Event des Films "In the Limelight: Being John & Geraldine" auf einem Podium.

Gern gesehener Gast: John Malkovich auf der Berlinale im Februar 2023 Foto: dpa | Jens Kalaene

Oft sind es eher die Festivals und Filmfeste, die sich mit den Namen berühmter Preis­trä­ge­r*in­nen schmücken. Für John Malkovich wird der „Goldene Mops“ aus Bremen sicher nicht die krönende Auszeichnung seiner Karriere werden: Er ist einer der bekanntesten Darsteller des internationalen Kinos. Das Bremer Filmfest kann sich hingegen zu dem erstaunlichen Coup gratulieren, der ihm mit diesem Preisträger gelungen ist.

Wie haben die das geschafft? Malkovich ist mit seinen 70 Lebensjahren noch so begehrt und vielbeschäftigt, dass er sicher nicht damit beginnt, Preise für sein Lebenswerk einzusammeln. Die 8.000 Euro Preisgeld jedenfalls werden den Multimillionär kaum angelockt haben.

Die Geschichte, die Festivalmitgründer und Organisator Matthias Greving erzählt, klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Er habe Malkovich durch einen gemeinsamen Bekannten kennengelernt, ihm vom Bremer Filmfest vorgeschwärmt und ihn dann gefragt, ob er sich vorstellen könnte, „jemals“ dorthin zu kommen. Und der habe „einfach Ja gesagt“.

Es wird ein großer Auftritt werden. Bei der Galaveranstaltung am Mittwochabend im Bremer Theater am Goetheplatz wird nicht nur der „Bremer Filmpreis der Sparkasse Bremen 2024“ verliehen. Volker Schlöndorff, der Malkovich in seiner Verfilmung von Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ eine seiner ersten großen Rollen spielen ließ, wird die Laudatio halten. Danach wird John Malkovich höchstpersönlich auf der Bühne des Theaters Bremen Theater spielen.

Der Bremer Filmpreis war 2019 neu belebt worden, um Filmschaffende für ihre Verdienste um Humor und Satire zu ehren

Auch das passiert nicht alle Tage. Malkovich hat zusammen mit dem Musiker Aleksey Igudesman die Musikrevue „The Music Critic“ geschrieben und inszeniert. In der rezitiert der Schauspieler die Kollegen- und Rivalen-Beschimpfungen klassischer Komponisten, während Geiger Igudesman mit einem Quintett die dazu passende Musik von Ludwig van Beethoven, Claude Debussy und Johannes Brahms spielt. Igudesman schlug seinem guten Bekannten Matthias Greving vor, eine Kurzfassung davon in Bremen auf die Bühne zu bringen. So gibt es im Anschluss an die Preisverleihung diesmal nicht wie in früheren Jahren eine Filmvorführung, sondern stattdessen 90 Minuten lang den Preisträger in live und komisch auf der Bühne.

Dass er auch komisch sein kann, hat Malkovich nicht nur in „Burn after Reading“ von den Coen-Brüdern bewiesen: Dort brillierte er als großartig lächerlicher CIA-Analytiker, der mit dem Plan, seine Memoiren zu verfassen, den ganzen Geheimdienst in sinnlose Aufregung versetzt. Diese Fähigkeit ist nicht unwichtig, denn eigentlich war der Bremer Filmpreis 2019 neu belebt worden, um Filmschaffende „für ihre Verdienste im Bereich Humor und Satire“ auszuzeichnen.

Mit den Preis­trä­ge­r*in­nen Caroline Link, Hape Kerkeling und Aki Kaurismäki ging das ein paar Jahre gut. Aber ganz so viele europäische Filmkünstler*innen, die uns zum Lachen bringen können, gibt es leider nicht. Man habe bald gemerkt, so Greving zur taz, dass man sich „in ein Korsett gezwängt“ hatte. Deshalb hat das Leitungsteam diese Beschränkung stillschweigend wegfallen lassen. Der Preis ist aber weiterhin eine Bronzefigur mit dem schönen Namen „Der goldene Mops“– in Erinnerung ans Lieblingstier des Radio-Bremen-Heiligen Loriot. Die Künstlerin Janina Mau hat die Plastik entworfen.

Auch die ursprünglichen Bedingungen für eine Preisvergabe mussten Greving und sein Team diesmal großzügig auslegen, denn seit 1999 wird der Filmpreis „für langjährige Verdienste um den europäischen Film“ verliehen, und Malkovich ist nun mal ein US-amerikanischer Schauspieler.

Die meisten seiner Rollen hat er in Hollywoodfilmen gespielt. Allerdings wurden einige seiner bekannten Filme, wie die Proust-Adaption „Die Wiedergefundene Zeit“ oder „Gefährliche Liebschaften“, in Europa oder als europäisch-amerikanische Koproduktionen gedreht. In den Programmkinos läuft gerade seine französische Komödie „Monsieur Blake zu Diensten“. Das geht also gerade noch so mit dem Preis.

Stephen Frears’ „Dangerous Liaisons“ ist dann auch einer von den vier Filmen mit John Malkovich, die auf dem Bremer Filmfest gezeigt werden. „Wir wollten alle Perioden seines Schaffens abdecken“, sagt Greving dazu. Mit dem ersten Achtungserfolg in „The Killing Fields“ von Roland Joffé, „Being John Malkovich“ von Spike Jonze und dem Actionfilm „R.E.D. älter, härter, besser“ ist eine kleine, aber facettenreiche und gute Auswahl gelungen.

Allerdings wird John Malkovich nicht wie Maria Schrader als Preisträgerin des vergangenen Jahrs bei jeder Vorführung eine Einführung mit persönlichen Erinnerungen an die einzelnen Filme geben. Am Donnerstagvormittag verlässt er die Stadt wieder. Und das reicht dann ja auch.

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