Kolumne American Pie: Ekelhafter Egomane

Dan Borislow gilt als der Totengräber des US-Frauenfußballs. Der renitente Teameigner, der die Liga zur Absage der Saison zwang, will trotzdem weiter mitmischen.

Steht in Nibelungentreue zu Borisow: Abby Wambach. Bild: reuters

"Ich werde immer hinter ihm stehen." ESPN-Reporterin July Foudy staunte nicht schlecht, als ihr Abby Wambach, die treffsicherste Fußballerin der Welt, diesen Satz nach dem entscheidenden Sieg des US-Teams in der Olympiaqualifikation gegen Costa Rica ins Mikro bellte. Foudy hatte nach Dan Borislow gefragt, jenem Mann, der als Totengräber des professionellen Frauenfußballs in den USA gilt.

Wegen andauernder juristischer Auseinandersetzungen mit Borislow hatte die Frauenliga Women's Professional Soccer (WPS) die Saison 2012 abgesagt. Für Borislows in Boca Raton (Florida) beheimatetem Team BlackJack hat Abby Wambach in der vergangenen Saison gespielt.

Und mehr noch. Nachdem Teambesitzer Borislow den Trainer entlassen hatte und ihm die Liga verboten hatte, das Team selbst zu coachen – die Spielerinnen hatten sich über seine unverschämten Bemerkungen vom Spielfeldrand aus beschwert –, gab Wambach bis zum Saisonende die Spielertrainerin. Sie war die Ausputzerin für den eigensinnigen Millionär, mit dem die Liga nie klargekommen ist, der sich nie an die Regeln der WPS halten wollte und deren Chefin Jennifer O'Sullivan in einer E-Mail als "Idiotin" bezeichnet hat. Wambach steht in Treue fest zu Borislow.

Ella Masar wird für diese Haltung wenig Verständnis haben. Auch sie ist Stürmerin, auch sie gehört zum Kreis der US-Nationalmannschaft und hat bei BlackJack gespielt. Doch sie war die Einzige, die sich gegen Borislow aussprach, als der bei einer Kabinenbesprechung die Spielerinnen, von denen er sich gerne "Daddy" hat nennen lassen, regelrecht erpresst hat.

Auf ihrer Website schildert sie, wie der Teameigner die Spielerinnen fixierte und ihnen mit dem Ende des Teams und ihrer Karrieren drohte, sollten sie ihre Beschwerden gegen ihn als Coach bei der WPS nicht zurückziehen. Die lag da schon lange im Clinch mit Borislow und forderte, dass dieser den Liga-Sponsoren endlich den Raum einräumt, der ihnen vertraglich zugesichert worden war, dass der Klub endlich eine Website freischaltet und endlich einen professionellen Manager anstellt.

"Hau ab, lass deine Nase reparieren"

Ella Masar erzählt, dass sich die Spielerinnen bei der Liga rückversichert hätten, damit sicher ist, dass ihre Existenz mitnichten bedroht sei, wenn sie sich gegen ihren Teameigner positionieren würden. Und doch war Masar an diesem Tag die Einzige, die ihren Finger hob und deutlich machte, dass sie keine Lust mehr auf Borislows Launen hat. "Ich kann ihm nicht beistehen", sagte sie. Und das war laut Masar die Antwort des Eigners: "Hau ab, lass deine Nase reparieren und schau, dass du verkauft wirst!"

Masars Nase war einen Monat zuvor bei einem Spiel von einem gegnerischen Fußballstiefel getroffen worden. Masar wollte sie untersuchen lassen. Doch Borislow glaubte nicht an eine schwerere Verletzung. Auf eigene Kosten besuchte sie einen Arzt, der eine Operation für unumgänglich hielt. Borislow versprach ihr, sich darum zu kümmern. Aber: "Es hat sich nie jemand darum gekümmert", schreibt sie und schildert Borislow als ekelhaften Egomanen. Masar hat den Absprung inzwischen geschafft. Sie spielt mittlerweile in Frankreich bei Paris St. Germain.

Aus der gesicherter Distanz wird sie mit Befremden registriert haben, dass Borislow weiter mit Fußballerinnen arbeiten will. Er verweist auf einen Vertrag, den er angeblich mit der WPS abgeschlossen hat. Danach sei er auch nach der Absage der Saison 2012 berechtigt, Showspiele mit seiner Mannschaft zu veranstalten.

Er möchte die Besten der Nationalmannschaft unter dem Label BlackJack versammeln und mit ihnen gegen Teams aus der pausierenden WPS spielen. Das wollen aber die anderen Klubs nicht. Die haben genauso wie Ella Masar die Schnauze voll und wollen gar nichts mehr mit Borislow zu tun haben.

Abby Wambach dagegen würde gerne ein paar Spiele für ihren alten Chef machen. Den Ausfall der Saison findet sie sowieso nicht so schlimm. Sie freut sich auf viel Freizeit, in der sie sich um ihre malade Achillessehne kümmern will. Sie hat für 2012 nur ein Ziel: die olympische Goldmedaille in London. Die Liga ist ihr ziemlich wurscht.

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