Kommentar Alternsgerechte Jobwelt: Inseln im Hochleistungsbetrieb
Es stellt sich die Frage, ob die Alterung der Erwerbsgesellschaft nicht in der gesamten Wirtschaft einen Schub an Humanisierung auslösen könnte.
Manchmal sind die kleinen sprachlichen Unterschiede wichtig. Der neue Trend heißt "alternsgerechte", nicht "altersgerechte" Arbeitplätze. Denn in dem Vorzeigeprojekt bei BMW geht es nicht darum, für betagtere Facharbeiter schonende Jobs zu finden. In der neuen Produktionslinie sollen vielmehr Teams aus Beschäftigten verschiedener Generationen zusammenarbeiten zu Bedingungen, die den Verschleiß an Körper und Seele möglichst gering halten und unter denen man daher "altern" kann.
Noch handelt es sich bei solchen Demografieprojekten um Modelle aus großen, finanzkräftigen Unternehmen. Doch die Frage stellt sich, ob die Alterung der Erwerbsgesellschaft nicht in der gesamten Wirtschaft einen Schub an Humanisierung auslösen könnte.
Derzeit wird der Umgang mit Stress und Belastung den Sozialsystemen zugeschoben: Es gibt den unseligen Trend, das Gesundheitssystem als Exit-Option zu gebrauchen für Leute, die nicht mehr funktionieren können. Was sich unter anderem an der steigenden Zahl der Erwerbsminderungsrenten wegen psychischer Erkrankungen zeigt. Doch so was ist teuer und volkswirtschaftlich kontraproduktiv.
Denn Fachkräfte fehlen, die Belegschaften altern, die Zahl erwerbstätiger Frauen steigt, und diese sind wegen der häufigen familiären Belastung noch stärker auf erträgliche Jobs angewiesen. Die Alterung der Gesellschaft und der Fachkräftemangel müssen aber kein Damoklesschwert sein, sondern bieten die Chance zum Umdenken.
Die Forschung weiß, welche Bedingungen human sind: Die Möglichkeit, Stress im Job selbst zu regulieren, und transparente Hierarchien beispielsweise sind wichtig. Man muss zwischendurch auch mal nicht mit voller Kraft arbeiten, die Ansprüche senken dürfen. Die Ansprüche senken - das berührt das Allerheiligste der Personalführung in der Hochleistungsgesellschaft. Es ist Zeit, dass auch dieses Tabu fällt.
Kommentar Alternsgerechte Jobwelt: Inseln im Hochleistungsbetrieb
Es stellt sich die Frage, ob die Alterung der Erwerbsgesellschaft nicht in der gesamten Wirtschaft einen Schub an Humanisierung auslösen könnte.
Manchmal sind die kleinen sprachlichen Unterschiede wichtig. Der neue Trend heißt "alternsgerechte", nicht "altersgerechte" Arbeitplätze. Denn in dem Vorzeigeprojekt bei BMW geht es nicht darum, für betagtere Facharbeiter schonende Jobs zu finden. In der neuen Produktionslinie sollen vielmehr Teams aus Beschäftigten verschiedener Generationen zusammenarbeiten zu Bedingungen, die den Verschleiß an Körper und Seele möglichst gering halten und unter denen man daher "altern" kann.
Noch handelt es sich bei solchen Demografieprojekten um Modelle aus großen, finanzkräftigen Unternehmen. Doch die Frage stellt sich, ob die Alterung der Erwerbsgesellschaft nicht in der gesamten Wirtschaft einen Schub an Humanisierung auslösen könnte.
Derzeit wird der Umgang mit Stress und Belastung den Sozialsystemen zugeschoben: Es gibt den unseligen Trend, das Gesundheitssystem als Exit-Option zu gebrauchen für Leute, die nicht mehr funktionieren können. Was sich unter anderem an der steigenden Zahl der Erwerbsminderungsrenten wegen psychischer Erkrankungen zeigt. Doch so was ist teuer und volkswirtschaftlich kontraproduktiv.
Denn Fachkräfte fehlen, die Belegschaften altern, die Zahl erwerbstätiger Frauen steigt, und diese sind wegen der häufigen familiären Belastung noch stärker auf erträgliche Jobs angewiesen. Die Alterung der Gesellschaft und der Fachkräftemangel müssen aber kein Damoklesschwert sein, sondern bieten die Chance zum Umdenken.
Die Forschung weiß, welche Bedingungen human sind: Die Möglichkeit, Stress im Job selbst zu regulieren, und transparente Hierarchien beispielsweise sind wichtig. Man muss zwischendurch auch mal nicht mit voller Kraft arbeiten, die Ansprüche senken dürfen. Die Ansprüche senken - das berührt das Allerheiligste der Personalführung in der Hochleistungsgesellschaft. Es ist Zeit, dass auch dieses Tabu fällt.
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Kommentar von
Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).