Kommentar Chinas Energiequellen: Methan ist keine Lösung

Die Volksrepublik will klimafreundlicher werden und investiert in erneuerbare Energien. Bohrungen auf dem Meeresboden passen da nicht ins Bild.

Im Nebel stehende Windräder an der Küste

Es geht auch anders: Windkraftanlagen in der Nähe von Shanghai Foto: dpa

PEKING taz | Die gute Nachricht: China meint es ernst damit, seinen horrenden Energiebedarf grundlegend zu verändern und nicht mehr wie bisher auf klimaschädliche Kohle zu setzen. Und dieser Bewusstseinswandel ist auch schon zu spüren. Die Smogtage in Peking werden weniger. Der CO2-Ausstoß geht zurück. Kein Land baut und installiert so viele Solaranlagen und Windparks wie die Volksrepublik. Kein Land steckt zugleich so viel Geld in die Erforschung neuer Energiequellen.

Und da sind wir auch schon bei der schlechten Nachricht. Die Erschließung von Methangas aus den Tiefen des Meeres, wie es chinesische Forscher derzeit betreiben, trägt ganz sicher nicht zum Klimaschutz bei. Im Gegenteil: Methangas ist einer der größten Klimakiller überhaupt.

Sicher, die Verbrennung von Methan verursacht weniger klimaschädliches CO2 als das Abfackeln von Kohle. Zudem ist Methangas reichhaltig vorhanden. Experten schätzen, dass auf der gesamten Welt davon mindestens zehnmal so viel schlummert wie in den herkömmlichen Erdgasquellen.

Doch der technische Aufwand ist gewaltig. Um das Methangas aus seinem Käfig aus Wassermolekülen zu befreien, müssen in den Tiefen des Meeres zunächst Löcher in die Hydrat-Schichten gebohrt werden. Mithilfe von Pumpen würde dann der Druck gesenkt werden, wodurch das Gas entweichen kann. Die Gefahr, dass beim Anzapfen des Erdgases in 1.000 Meter Tiefe und mehr Methan un­kon­trol­liert austritt und doch in die Atmosphäre gerät, ist zu groß.

Chinas Bemühen, nach neuen Energiequellen zu suchen, in allen Ehren. An einem Punkt wird im Reich der Mitte aber nach wie vor viel zu wenig getan. Noch immer hat sich in der Bevölkerung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt kaum die Erkenntnis durchgesetzt, dass zur Rettung des Weltklimas kein Weg daran vorbeiführt, den Energieverbrauch zu drosseln. Genau da müsste China wie auch der Rest der Welt ansetzen.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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