Kommentar "Kirchenstreit": Wer Trennendes zu oft betont

Der Streit um das EKD-Papier zeigt, wie viel in den letzten Jahren in der Ökumene kaputtgegangen ist. Doch von Dauer werden die Irritationen nicht sein.

Man könnte die Sache sportlich sehen: Eins zu eins steht es nun zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche. Die beiden Volkskirchen sind quitt.

Als der Vatikan 2000 im Dokument "Dominus Jesus" der evangelischen Kirche mal kurz ihr Kirche-Sein absprach, tat das vielen Protestanten in Deutschland richtig weh - und Rom nahm davon nichts zurück. Trotzdem behielten die Oberen der Kirchen Luthers die Conténance und machten weiter mit der Ökumene.

Nun empört sich das katholische Deutschland über das von der taz öffentlich gemachte interne Papier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in dem über die katholische Kirche abgelästert wird. Am heutigen Mittwochabend wollen die Kirchenspitzen die Gemüter beruhigen. Zeit wird es.

Denn der Vorfall zeigt, wie viel in den vergangenen Jahren in der Ökumene zwischen den Volkskirchen mit ihren 50 Millionen Menschen hierzulande kaputtgegangen ist. Von einer "Eiszeit in der Ökumene" war die Rede. Die wechselseitigen Empfindlichkeiten, die das EKD-Papier offenlegte, sind Folgen eines Denkens, das mit "Dominus Jesus" auf katholischer und mit der Idee einer "Ökumene der Profile" auf evangelischer Seite seit einiger Zeit die Unterschiede zwischen den Konfessionen betonte - anstatt das Verbindende zu unterstreichen. Wenn man dem anderen immer wieder sagt, wie ganz anders man doch sei, glaubt man es selbst irgendwann.

Gott sei Dank gibt es jedoch noch die Basis dieser Kirchen. Die beiden, biblisch gesagt, Kirchenvölker haben in rund 40 Jahren ein so festes Fundament gegenseitigen Respekts aufgebaut, dass die Irritationen an der Spitze nicht dauerhaft schaden können. Das wird in München bei dem Ökumenischen Kirchentag im kommenden Mai zu beobachten sein. Hoffentlich.

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