Kommentar Mali: Beobachter an die Front

Die Hinrichtungsvorwürfe an die malische Armee wiegen schwer. Ihnen lässt sich nur mit mehr Transparenz begegnen. Alles andere schürt Ängste.

Es sind schwere Anschuldigungen: Für knapp 20 Hinrichtungen soll die malische Armee verantwortlich sein. Außerdem habe sie, so der Vorwurf der Internationalen Föderation für Menschenrechte (FIDH), Malier bedroht und eingeschüchtert und Häuser geplündert.

Auszuschließen ist all das nicht. In vielen Ländern Afrikas hat das Militär einen extrem schlechten Ruf. In Nordnigeria klagen Menschenrechtsorganisationen beispielsweise regelmäßig darüber, dass sich Soldaten und spezielle Einsatztruppen kaum besser benehmen als die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Alle verbreiten sie Angst und Schrecken – mal von staatlicher, mal von Terroristenseite.

Beim malischen Militär ist es nicht anders: Die Truppe ist klein, uneinig und extrem schlecht ausgebildet. Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig fließt zu wenig Geld in den Verteidigungsetat. Es ist unklar, wie Soldaten rekrutiert werden und welche Motivation sie überhaupt haben. Daran wird vorerst auch die Ausbildungsmission der Europäischen Union nichts ändern können.

ist Westafrika-Korrespondentin der taz. Sie hat Mali vielfach besucht und von dort berichtet, zuletzt mit der Reportage „Jede ist mal an der Reihe“ aus Mopti.

Doch anstatt über Versäumnisse in der Vergangenheit zu klagen, sollte der FIDH-Bericht nun eins bewirken: Es ist dringend nötig, dass Beobachter, die so unabhängig wie möglich sind, endlich an der Frontlinie zugelassen werden. Gleiches gilt für Journalisten. Die Geheimniskrämerei seit dem Beginn des französischen Militäreinsatzes hilft niemandem. Sie lässt nur die Gerüchteküche brodeln und schürt massiv Ängste – genau das schadet der Armee nun zusätzlich.

Wenn also weder die französischen noch die malischen Streitkräfte etwas zu verbergen haben, dann müssen sie sich jetzt um mehr Transparenz bemühen. Und nicht nur versuchen, vermeintliche Erfolgsmeldungen zu verkaufen. Denn die glaubt ihnen ohnehin bald niemand mehr.

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Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.

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