Kommentar Merkels mögliche Kandidatur: Das verzweifelte Weinen der Sozis

Angela Merkel lässt politische Visionslosigkeit wie eine kluge Strategie aussehen. Deshalb kann sich die SPD den Wahlkampf eigentlich sparen.

Angela Merkel

Berichtet die Kanzlerin über ein Angelerlebnis? Hat sie klebrige Hände? Oder versucht sie zu klatschen? Foto: dpa

Man meint es zu hören, das leise, verzweifelte Weinen aus der Berliner SPD-Zentrale. Angela Merkel, so meldet der Spiegel, habe „sich offenbar entschieden, bei der Bundestagswahl 2017 noch einmal anzutreten“. Angesichts der enormen Zustimmung für diese Kanzlerin können sich die Sozis eigentlich den teuren Wahlkampf sparen.

Entweder werden sie in zwei Jahren noch einmal Juniorpartner der Union. Oder sie gehen in die Opposition, weil Merkel die Grünen oder die bis dahin wieder erstarkte FDP ins Boot holt. Die Chance auf Rot-Rot-Grün haben sämtliche Beteiligte bekanntlich unter großem Getöse vergeben.

Warum aber wird die Mutmaßung (mehr ist es ja nicht) über eine vierte Kandidatur von Angela Merkel gerade jetzt durchgestochen? Ganz einfach: Die Union hat niemand Besseren. Zwar könnten aus dem Stand Ursula von der Leyen oder Thomas de Maizière die Regierungsgeschäfte übernehmen. Aber keine CDU-Politikerin versteht es so perfekt wie Merkel, politische Visionslosigkeit und durchaus auch mal vorkommende Ratlosigkeit bei gleichzeitig maximaler Machtfülle als kluge Strategie aussehen zu lassen.

Merkels berühmtes Verharren und Beharren sowie ihr unbestrittenes Kommunikationstalent werden die verunsicherten WählerInnen auch 2017 honorieren. Merkel – dieser Name steht für Ruhe im Lande, für störungsfreien Konsum und weitgehend akzeptierte Elitenpolitik über mehr als eine Dekade.

Tatsächlich wäre für die Bundeskanzlerin genau jetzt der strategisch beste Zeitpunkt, ihren Rückzug anzukündigen. Zwei Jahre nach der letzten und zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl könnte sie einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin installieren. Dieser Person könnte sie mit all ihrem – zweifellos über 2017 hinaus wirkenden politischen Schwergewicht – Schubkraft verleihen. Aber sie tut es nicht. „Alternativlos“ nennt man derlei wohl. Es ist ein freundliches Wort für Resignation.

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1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.

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