Kommentar Mohammed-Comic: Das große Gähnen

Eine Karikatur der Karikatur: Die immer neue Veröffentlichung von Mohammed-Zeichnungen lässt die Öffentlichkeit inzwischen kalt.

Ein handfester Skandal ist die beste Werbung. Die Masche ist bekannt und entsprechend auch ziemlich ausgeleiert. Heutzutage braucht es noch eine dicke Provokation, um Aufsehen zu erregen. Mit den ersten dänischen Mohammed-Karikaturen gelang dies wider Erwarten.

Andere Publikationen, darunter das französische Magazin Charlie Hebdo, zogen damals nach. Das Satireblatt wurde erst zum Ziel von Drohungen, dann eines Anschlages. Gestern veröffentlichte Charlie Hebdo zum dritten Mal Mohammend-Karikaturen.

Die Redaktion hat mit dem Anschlag ein legitimes Motiv mehr, ihr Recht auf Meinungsfreiheit immer wieder zu demonstrieren - zu zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern lässt. Die anderen Medien müssen beweisen, dass sie bereit sind, diese Freiheit zu verteidigen.

Und dennoch schlägt die jetzige Auflage der Mohammed-Karikaturen keine großen Wellen mehr. Mit größerer Toleranz religiöser Fanatiker hat das nichts zu tun. Das Thema ist einfach für die breitere Öffentlichkeit immer weniger aufregend. An den Kiosken fand die Ausgabe mit den neuen Karikaturen längst nicht mehr so reißenden Absatz wie beim letzten Mal.

Was gehen uns die gezeichneten Geschichten eines Propheten aus dem 6. Jahrhundert an?, fragten sich viele Franzosen. Die immer neue Veröffentlichung von Mohammed-Zeichnungen – sie mutet inzwischen selbst wie eine Karikatur der Karikatur an.

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Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.

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