Kommentar Rot-grüner Streit: Momper, Wowereit, Ratzmann

Eines Liebesheirat, so viel steht fest, wird Rot-Grün nicht werden. Der Knatsch vor der Neuauflage der Koalition erinnert an die Politik des Misstrauens aus der Zeit von 1989.

Gabs das nicht alles schon mal? Noch bevor die neue Koalition steht, zockt der Innensenator seinen Polizeipräsidenten durch. Klaus Wowereit treibt, immer mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, die Grünen vor sich her. Volker Ratzmann wiederum pocht auf eine Koalition auf Augenhöhe, dass es wie eine Drohung klingt. Wäre nicht das Personal ein anderes, man glaubte der Selbstzerfleischung der ersten rot-grünen Koalition 1989 beizuwohnen - mit Walter Momper als dem Vater aller Köche und der Alternativen Liste als jammernder Kellnerin.

Eines Liebesheirat, so viel steht jedenfalls fest, wird Rot-Grün nicht werden. Und auch kein Projekt, auch wenn der Regierende selbst davon gesprochen hat. Ein Projekt setzte eine gemeinsame Vorstellung von ökologischer und sozialer Erneuerung der Stadt voraus - und einen Willen, dies auch umzusetzen.

Davon sind SPD und Grüne weit entfernt. Lange können sie sich eine Politik des Misstrauens aus der Zeit von 1989 aber nicht leisten. Die Zustimmung für Rot-Grün schwindet. Klaus Wowereit wird es genau beobachten - und vielleicht wird er auch die Reißleine ziehen. Dieser Mann, das wissen Sozialdemokraten und Grüne, gehorcht zuallererst seinem Instinkt. Die Parteiräson kommt erst sehr viel später.

Höchste Zeit, dass sich Rot-Grün an die Arbeit macht. Entscheidend wird ein Vorrat an Gemeinsamkeiten sein, der sich dann im Koalitionsvertrag wiederfindet. Das wäre die Basis für Regierungshandeln. Was Wowereit und Körting treiben, ist der Mist aus alten Mompertagen.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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