Kommentar Sparkasse zockt ab: Bitte nur die reichen Kunden

Die Sparkasse erhöht die Gebühren für ihre Kunden, die wenig Geld haben. Das zeigt mal wieder: Selbstverpflichtungen von Unternehmen reichen nicht aus.

Schon mal versucht, einen Telefonanschluss anzumelden ohne Konto? Oder Strom und Gas? Eine Rechnung zu bezahlen? Einen Internet-Anschluss zu bestellen? Oder einen Mietvertrag abzuschließen?

Ohne Konto zu leben grenzt in diesem Land ans Unmögliche. Nicht nur, weil es erstaunte und unangenehme Nachfragen gibt, verständnislose Gegenüber und Ausgrenzung. Sondern weil jede Überweisung, die doch getätigt werden muss, mehr kostet als ein einfaches Girokonto für ein halbes Jahr. Wer kein Geld hat, der muss zahlen. Und das trotz der Selbstverpflichtung der Banken und Sparkassen, jedem Kunden ein Girokonto auf Guthabenbasis zur Verfügung zu ste

Nun hat die Berliner Sparkasse auch noch entschieden, die Gebühren für Guthabenkonten zu erhöhen - übrigens ziemlich drastisch. Das betrifft genau die Menschen, die gerade so noch ein Konto bekommen, also ohnehin wenig Geld haben. Die Entscheidung ist ein Symptom für das gleiche Problem: Man macht ganz klar, welche Kunden man lieber nicht haben möchte - die, die so wenig Geld haben, dass sie kein Girokonto mit Dispokredit bekommen, und gleichzeitig bereit wären, die an Wucher grenzenden Zinsen zu zahlen, die für jedes Minus entstehen.

Dass Banken und Sparkassen immer noch Menschen als Kunden ablehnen, beweist einmal mehr, dass Selbstverpflichtungen von Unternehmen nicht funktionieren. Und dass ein Recht auf ein Konto, und zwar auf ein bezahlbares Konto, nötig ist. Die Einnahmen aus den Dispozinsen der Giro-Kunden sollten für die Gegenfinanzierung locker reichen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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