Kommentar Stromanbieter Care-Energy: Teure Schnäppchen

Der Stromanbieter Care-Energy ist pleite. Im Stromvertrieb sind die Margen so gering, dass es kein Geschäftsmodell für Discountpreise geben kann.

Ein Hochspannungsmast

Energieversorgung: Wer denkt, Strom zum Schnäppchenpreis bekommen zu können, der irrt Foto: ap

Flexstrom, Teldafax und nun Care-Energy – zum dritten Mal geht ein bundesweit agierender Stromanbieter pleite, der seine Kunden zu Preisen versorgte, die am Ende nicht kostendeckend waren. Nicht kostendeckend sein konnten.

Care-Energy hatte Kunden geködert mit Kilowattstundenpreisen von 19,90 Cent, als andere Unternehmen längst Preise in den mittleren Zwanzigern nahmen. Wer die Preisstrukturen am Strommarkt kennt, konnte sich schon lange ausrechnen, dass ein solches Angebot vorne und hinten betriebswirtschaftlich nicht aufgehen konnte.

Die Firma versuchte sich zwar immer zu inszenieren als der clevere Akteur, dem durch besonders ausgefuchste Geschäftsmodelle gelingt, was andere nicht schaffen. Doch nachdem von Aufsichtsbehörden bis Geschäftspartnern alle die Daumenschrauben anzogen, kam – was nur eine Frage der Zeit war – das Insolvenzverfahren für gleich drei Unternehmen der Firmengruppe. Die vermutlich enormen Kosten für Rechtsstreitigkeiten dürften einen kleinen Teil dazu beigetragen haben.

Allerdings sollte nun, nach der zwischenzeitlich dritten spektakulären Stromversorgerpleite, eines nicht geschehen: der Eindruck entstehen, der Strommarkt sei geprägt von unseriösen Anbietern. Denn die meisten Anbieter agieren betriebswirtschaftlich solide. Die Lehre aus den Insolvenzen sollte eine andere sein: Im Stromvertrieb sind die Margen so gering, dass es auf Dauer kein Geschäftsmodell für einen Discountpreis geben kann.

Knapp einen Monat nach dem Tod von Firmengründer Martin Kristek ist der Stromanbieter Care Energy pleite. Über die Care Energy AG, die Care-Energy-Holding GmbH und die Care-Energy Management GmbH wurden am Freitag Insolvenzverfahren eröffnet, wie aus dem Justizportal des Bundes und der Länder hervorgeht. Zuvor hatte am Samstag das "Handelsblatt" berichtet. Der Rechtsanwalt Jan Wilhelm wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Wer sich als Kunde trotzdem, auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Strompreisschnäppchen, auf einen angeblichen Heilsbringer einlässt, muss sich nicht wundern, wenn er am Ende draufzahlt. Etwa, weil er seine Vorauszahlungen abschreiben muss.

Verbraucherzentralen und -vereine hatten lange schon auf die zweifelhaften Geschäfte von Care-Energy hingewiesen – vielleicht führt die Pleite nun endlich dazu, dass die Verbraucher ein wenig sensibler werden.

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