Kommentar zum Ihme-Zentrum: Eiskalt zurückgezogen

Ein Ehrenkodex, der Investoren wenigstens das provisorische Versorgen der von ihnen geschlagenen Wunden gebietet, ist nötig.

Dass das Ihme-Zentrum in Hannover nach heutigen Maßstäben kein Schmuckstück ist, war bekannt. Dass es schwierig war, Mieter für Wohnungen und Ladenlokale zu finden - böse Zeichen allesamt. Da ist es an sich folgerichtig, das ungeliebte Betonmonstrum aufzugeben. Die Finanzkrise war da möglicherweise nur der konkrete Auslöser.

Traurig nur, dass es sich nicht um eine beliebige architektonische Totgeburt handelt, sondern um besiedeltes Gebiet. Um Menschen, deren einziges Vergehen darin besteht, Investoren geglaubt zu haben. Letzteren wird man keine Lüge nachweisen können - allenfalls eine gewisse Leichtfertigkeit vielleicht: Immerhin wollten ein verbautes Beton-Ensemble per Handstreich zur Flaniermeile umformen.

Angesichts dieser allzu großen Vision hätten Anwohner und Mieter hellhörig werden können. Hätten ahnen können, dass die großspurigen "Visionäre" auch das eigene Scheitern einkalkulieren. Denn das offenbaren ja die Investoren, indem sie sich nun so abrupt zurückziehen. Vielleicht bräuchte es einen Ehrenkodex - der Investoren wenigstens das provisorische Versorgen der von ihnen geschlagenen Wunden gebietet.

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