Kommentar: Sonst droht Enteignung

Angesichts der heutigen Bedeutung der Bernauer Straße sind die Interessen nach Bewahrung der grünen Plätzchen nur mehr Ausdruck von Egoismus.

Wie Aschenputtel erging es lange Zeit der Gedenkstätte Berliner Mauer. Gegen die aufgeschminkte Konkurrenz am Checkpoint Charly oder Brandenburger Tor kam sie schwer an. Doch seit der Eröffnung des ersten Abschnitts der Gedenkstätte im Frühjahr 2010 beweist der Standort seine Berechtigung in der Erinnerungslandschaft Berlins. Nicht nur mehr Besucher strömen, auch das inhaltliche und ästhetische Konzept ist überzeugend. Die Bernauer Straße ist eine wichtige Reflexionsmeile über unsere Geschichte geworden - ebenso wie das Holocaustmahnmal.

Dass Anwohner drohen, die Fertigstellung zu unterminieren und damit das Gedenkkonzept gefährden, sollte den Senat nicht aus der Ruhe bringen. Wer im ehemaligen Todesstreifen Geranien pflanzt, muss sich nicht wundern, wenn daraus nichts wird. Angesichts der Bedeutung der Bernauer Straße heute sind die Interessen an einer Bewahrung der grünen Plätzchen nur mehr Ausdruck von Egoismus.

Das ist unschön, man sollte nicht so sein. Sonst bräuchte es womöglich noch das Mittel der Enteignung.

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Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.

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