Kroaten vor Spiel gegen Deutschland: Erschöpfte Flegel

Nach dem Sieg gegen Österreich mussten sich die Kroaten mit Musik in Stimmung bringen. Für das Spiel gegen Deutschland favorisieren sie eine andere Herangehensweise.

Trainer Slaven Bilic (r) und seine Spieler Luca Modric und Stipe Pletikosa. Bild: ap

BAD TATZMANNSDORF taz Es gibt sicher angenehmere Dinge im Leben eines kroatischen Nationalspielers, als am Tag nach einem mühsamen Sieg schon wieder Rede und Antwort stehen zu müssen. Auf Luka Modric, den Spielmacher, und Stipe Pletikosa, den Torwart, kam gestern neben Trainer Slaven Bilic die Aufgabe zu, der Presse noch einmal die Befindlichkeiten der kroatischen Fußball-Nation zu erläutern. Man sei glücklich, ja klar, man habe einige Probleme gehabt, das war ja zu sehen, man sei bereit für das Spiel gegen Deutschland. Was auch sonst.

Es hatte Bilic schon am Sonntagabend einige Mühe gekostet, die erschöpften wie ermatteten Helden nach dem vollbrachten Prestige- und Pflichtsieg gegen Österreich (1:0) in Stimmung zu bringen. "Als ich in die Kabine kam", berichtete der Trainer, "dachte ich, wir hätten dieses Spiel verloren." Und frank und frei erzählte der 39-Jährige, was er denn gegen die kollektive Tatenlosigkeit getan habe. "Ich habe unsere CD eingelegt." Marko Perkovic, Künstlername Thompson, heißt der populäre kroatische Sänger, dessen Töne aus dem Recorder durch die Katakomben dröhnten, "Lijepa Li Si" das Lied, was übersetzt so viel bedeutet wie "Du bist wunderbar." Thompson ist übrigens nicht unumstritten: Den Namen hat Perkovic in Anspielung auf eine von ihm im Bürgerkrieg benutzte Maschinenpistole der Marke Thompson erhalten. Es gibt Liedtexte von diesem Musiker, die stark neofaschistisch konnotiert sind. Noch Fragen?

Das passt ins Bild dieser Kroaten, die sich wahlweise mit markigen Sprüchen oder flegelhaften Taten in Szene setzten. Und dass Ersatztorhüter Vedran Runja mal rauchend auf dem Balkon saß, hielt Bilic überhaupt nicht für schlimm: Der gesamte Trainerstab zählt zu den bekennenden Kettenrauchern.

Bilic hat übrigens auch verraten, dass seine Mannschaft am Sonntag tatsächlich irgendwann noch getanzt, gesungen und gefeiert habe. Es ist bezeichnend, dass es eines musikalischen Anstoßes des Hardrock-Liebhabers Bilic brauchte, damit sich der Favorit wirklich freuen konnte. Doch ihm sind auch die Mängel, vor allem in der zweiten Halbzeit, nicht entgangen. "Wir haben uns zu früh auf den eigenen Strafraum beschränkt. Das dürfen wir gegen Deutschland nicht machen." Sowohl sein Genius Modric, der das entscheidende Foul von René Aufhauser mit einem Pass auf den umtriebigen Ivica Olic einleitete und dann den Elfmeter nervenstark verwandelte (4.), als auch sein Abräumer Niko Kovac verloren die Herrschaft über die zentrale Zone. Bälle gingen verlustig, die Kraft ohnehin - immer wieder schnappten die Innenverteidiger Josip Simunic und Robert Kovac nach Luft. Vor allem, weil die beiden so viele Bälle aus der Gefahrenzone köpfen mussten. Die gestrige Botschaft von Bilic an seine Spieler war eindeutig: "Deutschland wird ein gefährlicherer Gegner als Österreich. Aber wir werden bereit sein."

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