Kurzes vom Münchner Kirchentag: "Ein 11. Gebot ist überflüssig"

Tag eins in München. Die taz-Delegation wird von Bischof Marx an der Pforte zu den profanen Messehallen begrüßt. Er ist freundlich und wünscht uns Erkenntnis. Wir sind überrascht.

Bischof Marx und taz-Chefredakteurin Ines Pohl an der Messehallen-Pforte. Bild: taz

MÜNCHEN taz | Pure Konzentration auf das Wesentliche, werden sich die OrganisiatorInnen wohl gedacht haben. Unser Hotel ist prima. Nicht falsch verstehen. Die Betten genau richtig hart, zwar fehlt der Fön, doch dafür ist die Frühstückshalle so gemütlich, dass wir sofort zum Punkt kommen und uns nicht zu lange von harten Eiern stören lassen. Und wie hältst du das mit der Religion?

Eingenordet hat uns am Morgen Bischof Marx, der im Frühstücksfernsehen predigen durfte. Vollprofi. Natürlich werde es auch um Missbrauch gehen bei diesem zweiten Ökumenischen Kirchentag. Aber schließlich gebe es auch andere große Themen. Ja, auch das gemeinsame Abendmahl, und Armut, Krieg und Frieden.

Nach halbstündigem Pilgermarsch erreicht die taz-Gemeinde die profanen Münchner Messehallen. Von Kirchentag ist an diesem Mittwochmorgen kaum eine Spur. Ein bisschen Orange vor dem grauen Himmelsblau über dem Eingangstor. Ansonsten ziemlich tote Hose. Die Stimmung verdirbt uns das nicht, schließlich können wir auch selber singen. (Sogar mehrstimmig. Stimmt. Wirklich.)

Doch dann ist die Überraschung perfekt. Und darauf haben wir wirklich nicht zu hoffen gewagt. Bischof Marx persönlich steht an der Pforte um unseren Experten Phillip Gessler zu begrüßen. Und dann aber auch uns alle.

Das tut uns doch auch gut. Hätten wir dann doch nicht mit gerechnet. Marx begrüßt uns freundlich (die aktuelle taz hat er wohl noch nicht gesehen), wünscht uns Freude und Erkenntnis und verspricht sogar, zumindest ausführlich prüfen zu lassen, ob er nicht zu unserem Stand zu kommen vermag. Dann würde er sich auch an unserer Video-Aktion beteiligen, bei der wir Menschen nach ihrem 11. Gebot fragen. Aber eigentlich findet er das Setting ziemlich überflüssig.

Ein 11. Gebot formulieren? Völlig überflüssig. Eigentlich, spricht der Herr mit roter Kappe, sind zehn Gebote doch schon genug.

Die Bitte, diesen Satz doch in die laufende i-Phone-Kamera zu sprechen, schlägt er eindeutig ab. Flattert davon, bestimmt und höflich, um sich noch einmal verschmitzt umzudrehen: Also diese Situation so auszunutzen, das grenze doch an Missbrauch.

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