Mainzer Infusionsskandal: Drittes Baby gestorben
Der Skandal um bakterienbelastete Nährlösung an der Mainzer Uni- Klinik weitet sich aus. Auf der Intensivstation für Säuglinge starb der dritte kleine Patient innerhalb von drei Tagen.
MAINZ dpa | Ein drittes Baby ist nach der Abgabe verschmutzter Infusionen an der Mainzer Universitätsklinik gestorben. Das teilte eine Sprecherin am Dienstagmorgen mit. Das Kind sei ein sehr kleines Frühgeborenes aus der 24. Schwangerschaftswoche, bei dem man mit "dem Allerschlimmsten rechnen" musste. Das Baby war unter den fünf Säuglingen in kritischem Zustand. Es starb am Montagabend.
Am Wochenende gab es bereits zwei tote Säuglinge auf der Intensivstation zu beklagen. Sie hatten ebenfalls die mit Darmbakterien verunreinigte Nährlösung bekommen. Ob diese Keime den Tod verursachten, ist noch unklar.
Insgesamt erhielten elf Kinder die belastete Flüssignahrung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Am Vormittag wollte die Universitätsmedizin auf einer Pressekonferenz in Mainz nähere Einzelheiten zum Tod des dritten Kindes mitteilen.
Möglicherweise kam es durch verunreinigte Schläuche zur Kontamination der Nährlösung. Die Klinik habe den speziellen Reinraum geschlossen, in dem die verschmutzten Lösungen hergestellt wurden, hatte der Leitende Oberstaatsanwalt Klaus-Peter Mieth am Montag gesagt. "Die Schläuche sind die einzige Stelle an den Geräten, an der Mitarbeiter direkt eingreifen und so Bakterien eintragen könnten." Die Klinik selbst hält es für möglich, dass es in der hauseigenen Apotheke zur Verschmutzung gekommen ist.
An diesem Dienstag erwartet die Staatsanwaltschaft die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchung. Damit könnte unter anderem geklärt werden, ob die Verunreinigung bereits in einer der neun Komponenten für die Nährlösung enthalten war, als diese von externen Herstellern angeliefert wurden. Bislang ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Unbekannt. "Wenn wir den Keim isoliert haben, dann haben wir auch eine Chance, den tatsächlichen Verursacher zu erwischen", sagte Mieth.
Leser*innenkommentare
ivory
Gast
@tazleser:
Also mein Mann ist vor 30 Jahren in der 25.Woche zur Welt gekommen, und hat ohne bleibende Schäden überlebt. Ich würde gerne wissen wie Sie reagieren würden, wenn sie ein Frühchen bekommen welches mit verunreinigter Flüssignahrung ernährt wurde und ein paar Tage später stirbt. Auch wenn es immer mit Gefahren verbunden ist wenn ein Säugling zu früh auf die Welt kommt, kann es doch wirklich sein dass gerade dieses Baby mit einwandfreier Nahrung ein glückliches Leben hätte haben können. Ich finde es auch wichtig dass es stärkere Kontrollen in den Krankenhäusern gibt.
Amos
Gast
Was wurde damals von Semmelweis gepredigt? Mindestens fünf Minuten Hände waschen! Aber weil sich selbst bei Krankenhäusern alles nur um den Profit dreht, bleibt das natürlich zweitrangig. Kurz über die Hände und schluss.
tazleser
Gast
@Thomas Träger:
Den Eltern vor allem des Frühchens aus der 24. Woche muss man vor allem sagen, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass ein Frühchen aus der 24. Woche ohne bleibende Schäden überlebt.
Mein Gott, immer dieses Gebrüll nach strengeren Regelungen / härteren Sanktionen / mehr Polizei, es ist zum Knochenkotzen.
Thomas Träger
Gast
Hände waschen nach dem Toilettengang –
wohl sicher keine Absicht sonder nur eine unbedachte Handlung, aber eine peinliche & tragische.
Was soll man zu den Eltern dieser verstorbenen Kindern sagen?
hochgrebe
Gast
Nicht alles ist der Politik anzulasten. Aber bessere und gesetzlich vorgeschriebene Qualitätskontrollen, unangemeldet und professionell, sind das A und O allen Übels. Wer nicht kontrolliert wird, schlampt! So sind wir Menschen eben. Aber: wie kommen Darmbakterien in die Transfusionen? Als erstes und wichtigstes ist anzumerken: fehlende Hygiene, und das sollten wir uns alle hinter die Ohren schreiben. Es scheint selbstverständlich zu sein, sich nach dem Toilettengang die Hände zu waschen. Doch das Personal öffentlicher Toiletten kann anderes berichten! Unter sterilen Kautelen zu arbeiten, erfordert Kenntnisse, also gründliche Ausbildung. Wenn die Verwaltungsleiter der Krankenhäuser Profit statt das Leben der Patienten als oberste Maxime in ihren Köpfen haben, dann ist die Politik gefordert, mit vernünftigen Gesetzen und Vorschriften dem Einhalt zu gebieten. Die Kenntnisse sind seit Semmelweis da und den heutigen Bedingungen angepasst. Man muss sie nur anwenden! Ärzte-, Labor- und Pflegekräfte haben sicher schon davon gehört!