Mangel an Badeaufsicht: Rettungsschwimmer gesucht

Wie überall fehlt es auch in Kiel an Rettungsschwimmern. Das Problem sei aber auch hausgemacht, kritisiert die Fraktion der Linken im Stadtrat.

Blick durch einen Rettungsring auf einen Schwimmer im Freibad

Die Rettung notfalls mit Ring Foto: picture alliance/dpa

KIEL taz | „Wir amüsieren uns mit Brust oder Kraul, denn über uns, da wacht Paul“, sangen die Ärzte 1984 in ihrer Hymne auf den Bademeister im Schwimmbad an der E-he-cke. Aber die Pauls und Paulas werden immer seltener: Es herrscht Mangel an Badeaufsichten. Auch in Kiel. Durch die Lage an der Förde sei das Problem für die Stadt besonders drängend – und es sei teilweise hausgemacht, kritisiert die Fraktion der Linken im Stadtrat.

Mehrere der Kieler Bäder und öffentlichen Strände haben aktuell geschlossen. „Personalausfälle unter den Rettungsschwimmer*innen“, heißt es zur Begründung auf der Homepage der Landeshauptstadt. Betroffen ist unter anderem die Schwimmhalle Schilksee, das Hörnbad ist dicht, und an den Ostseestränden fehlen Badeaufsichten. Aktuell liegt das vor allem an den Corona-Inzidenzen, die Zahlen steigen nach dem Volksfest Kieler Woche gerade.

Die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) sieht ein bundesweites und strukturelles Problem. Weil nicht genügend Rettungsschwimmer zur Verfügung stehen, kann die DLRG zeitweise nicht alle Strandabschnitte an der Nord- und Ostsee überwachen. Denn während pandemiebedingter Schließungen seien Schwimm­meis­te­r*in­nen in andere Branchen abgewandert und zu wenige Neue begannen die aufwendige Ausbildung, sagt Eric Voss, Bereichsleiter Fortbildung bei der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, der Nachrichtenagentur dpa.

Auch ohne Corona ist die Situation der Schwimmausbildung seit vielen Jahren „eher schwierig“

Aber in Kiel sei auch ohne Corona die Situation der Schwimmausbildung seit vielen Jahren „eher schwierig“, sagt Pascal Knüppel, sportpolitischer Sprecher der Ratsfraktion der Linken. Die anderen Parteien sehen das Problem auch und hatten unter anderem die Kampagne „Jedes Kind muss schwimmen lernen“ ins Leben gerufen – das war 2016. Und 2020 setzte sich die Ratsfraktion der SPD, aktuell stärkste Kraft in der Landeshauptstadt, dafür ein, mehr Badestellen an der Förde zu öffnen.

„Doch von dem Ziel, dass alle Kinder eine Chance zum Schwimmenlernen erhalten, ist die Stadt auch über fünf Jahre später noch weit entfernt“, bemängelt Knüppel. Stattdessen seien die Möglichkeiten der Schwimmausbildung zuletzt sogar weiter eingeschränkt worden: „Seit dem Umbau des Freibades Katzheide gibt es dort keinen Sprungturm mehr und somit ist dort auch keine Prüfung für die Schwimmabzeichen Silber oder höher mehr möglich.“

Und diese Abzeichen sind wiederum Voraussetzung, später die Prüfungen für den freiwilligen Rettungsdienst abzulegen. Denn an den Stränden stehen in der Regel keine vollausgebildeten Bademeister*innnen, sondern ehrenamtliche oder mit kleinem Honorar bezahlte Kräfte. Aktuell seien bundesweit nur rund 50 Prozent der benötigten Freiwilligen für den Dienst an den Stränden verfügbar, sagen DLRG-Expert*innen.

Für den Sommerjob ist ein Schnellkursus notwendig, den die meisten Kommunen gern für die Aushilfskräfte zahlen würden, so Voss. Das tut nun auch Kiel: Gezielt werden auf der städtischen Homepage Studierende gesucht. Darüber hinaus sind Stellen für Profis ausgeschrieben. Damit Paule, der Bademeister, bald wieder im Schwimmbad an der Ecke wacht.

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