Medien und Bildung: Nicht länger ignorieren

Das mehrgliedrige Schulsystem in Deutschland produziert Ungerechtigkeit. Nun fordern Medienmacher mehr Aufmerksamkeit für die Ungerechtigkeit.

Da hilft auch Schönmalen nichts: Schülerin in Arnsberg. Bild: dpa

„Der Lehrer hat’s auf mich abgesehen!“ – wer hat noch nicht versucht, sich so vor seinen Eltern zu rechtfertigen. Aber was, wenn nicht der Lehrer, sondern das Bildungssystem es auf einen abgesehen hat?

Bei vergleichbaren Noten werden Schüler mit Migrationshintergrund viel öfter an Hauptschulen verwiesen als Kinder aus deutschen Familien; das hat schon die Pisa-Studie 2009 belegt. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Bildungsforscher wissen, dass es diese Schulabschiebungen gibt und selbst Lehrer haben berichtet, dass es nicht erwünscht sei, dass alle Schüler gut sind, sonst blieben die Hauptschulen ja leer.

Hauptschulen sind Ausländerschulen, aber nicht weil die Kinder weniger Leistung erbringen, sondern weil sie benutzt werden, um das mehrgliedrige Schulsystem zu erhalten. Nur mit viel Ehrgeiz können Schüler, die vom Bildungssystem so benachteiligt wurden, wieder auf den Weg kommen, den deutsche Kinder oft ganz selbstverständlich gehen. Ein Skandal, aber nichts Neues. In den Medien wird kaum darüber berichtet.

Der Verein der Neuen Deutschen Medienmacher setzt sich für mehr Vielfalt in den Medien ein und hat jetzt einen Aufruf an die Medien gerichtet. „Viele von uns kennen diese systematische Diskriminierung aus eigener Erfahrung“, erklärt Miltiadis Oulios, Sprecher der Medienmacher. „Das Thema kommt zwar immer wieder auf, aber es wird von den Medien meistens zur Seite geschoben, entweder weil man sich nicht damit identifizieren kann, oder weil es einfach unbequem ist.“

Der Verein will sensibilisieren und den Redakteuren ihre Pflicht vor Augen führen. „Wenn wir Journalisten unsere Position als Kontrollinstanz ernst nehmen, müssen wir das Thema aufzeigen und auch beim Namen nennen, denn in deutschen Schulen findet struktureller Rassismus statt.“

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