Meduza-Auswahl 7. – 13. September: Menschenhandel als Kriegsgeschäft

Für den Krieg gegen die Ukraine soll Russland junge Kubaner anwerben. Die Verpflichtungsverträge können sie wohl nicht einmal lesen. Texte aus dem Exilmedium.

Eine Frau hält ein Smartphone hoch, das ihren Sohn in Kampfuniform zeigt

Mutter von Dannys Castillo zeigt ihren Sohn, der unter falschem Vorwand nach Russland gelockt wurde Foto: Ramon Espinosa/ap

Das russisch-und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter taz.de/meduzaimmer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 7. bis 13. September 2023 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Moskau rekrutiert kubanische Männer für den Krieg

Am 8. September beschuldigte eine Gruppe ukrainischer Abgeordneter in einer Erklärung den Inselstaat Kuba, Söldner an das Regime von Wladimir Putin zu liefern. Diese Anschuldigungen stützen sich auf Dokumente, die die Präsenz kubanischer Wehrpflichtiger im russischen Militär belegen. Am selben Tag gaben die kubanischen Behörden bekannt, einen Menschenhändlerring aufgedeckt zu haben, der Kubaner für die russische Armee rekrutieren sollte. Meduza hat aus mehreren unabhängigen Quellen einen Bericht zusammengestellt (englischer Text).

Ende Mai schrieb eine russische Regionalzeitung mit Sitz in Rjasan, südöstlich von Moskau, dass mehrere kubanische Staatsangehörige Verträge mit dem russischen Militär unterzeichnet hätten und in der Ukraine kämpften. Aeroflot bietet seit dem 1. Juli direkte Flüge von Varadero nach Russland an. Der kubanische Nachrichtensender CiberCuba und der kubanisch-amerikanische Influencer Alain Lambert gehörten zu den Ersten, die die Geschichte von kubanischen Rekruten im russischen Militär aufgriffen.

Die Geschichte von zwei 19-jährigen Kubanern, Alex Rolando Vegas Díaz und Andorf Antonio Velázquez García, ist bisher die ausführlichste. Laut mehreren Quellen haben sie einen Einjahresvertrag mit der russischen Armee unterzeichnet und ihnen wurde ein Gehalt von 200.000 Rubel (etwa 2.000 US-Dollar) pro Monat sowie die russische Staatsbürgerschaft für sich und ihre Familienangehörigen angeboten. Laut diesen Informationen können die jungen rekrutierten Kubaner oft nicht einmal die Verträge lesen.

Hürden für Studierende mit Behinderung in Russland

Das neue Studienjahr hat in Russland begonnen. Bildung ist für Menschen mit Behinderungen zwar allmählich zugänglicher geworden – doch das Hochschulstudium bleibt eine Herausforderung. Die erste große Hürde ist das Bestehen der Einheitlichen Staatsprüfung (ЕГЭ), die jeder Schüler und jede Schülerin nach dem Abitur ablegen muss, um eine Universität oder eine Fachhochschule zu besuchen. Der unabhängige Journalistenverbund Bereg hat recherchiert, warum die Gleichstellung von Studenten mit Behinderungen an den Universitäten noch lange nicht erreicht wurde. Meduza fasst den Artikel zusammen (russischer Text).

Erst seit 2013 haben Menschen mit Behinderungen das Recht auf eine inklusive Bildung – also gemeinsam mit allen anderen Menschen zu lernen. Erst seit 2013 können Kinder mit Behinderung in einer regulären Kindergarten, einer Schule oder einer Universität unterrichtet werden. Doch Beregs Bericht zeigt: Oft müssen Eltern die Rechte ihrer Kinder noch vor Gericht oder durch Beschwerden bei verschiedenen Behörden verteidigen – obwohl die Gesetzesgrundlage etwas anderes vorschreibt.

Briefe für politische Gefangene sind extrem wichtig

Vor einem Jahr veröffentlichte Meduza (russischer Text) eine detaillierte Anleitung darüber, wie man an Menschen in russischen Gefängnis Briefe verschicken kann. Anlass war die drakonische Verurteilung des russischen Journalisten Iwan Safronow, der vom FSB wegen Hochverrats angeklagt und zu 22 Jahren Haft verurteilt worden war. 236 Russen – so schrieb damals das Exilmedium – wurden zu diesem Zeitpunkt aus politischen Gründen verfolgt. Heute sitzen in Russland deshalb fast 600 Menschen im Gefängnis.

In diesem Beitrag (englischer Text) widmet sich Meduza einem engen Vertrauten des Oppositionspolitikers Alexei Nawalny, Daniel Cholodny. Wie Nawalny sitzt Cholodny in einer Strafkolonie. Wie wichtig es ist, Post von außen zu bekommen, erzählt er in einem Brief, den Meduza veröffentlicht.

Regionalwahlen in Russland und in den besetzten Gebieten

In der ersten Septemberwoche fanden in Russland und in den besetzten ukrainischen Gebieten Regionalwahlen statt. Dies war der letzte große Wahlkampf vor den Präsidentschaftswahlen 2024 – und gleichzeitig eine Gelegenheit des Kremls, zu testen, wie Wladimir Putins Wiederwahl bald durchzusetzen ist. Der Sonderkorrespondent von Meduza, Andrej Perzew, berichtet in diesem Artikel (russischer Text) über die wichtigsten Ergebnisse der Wahlen.

Ein Beispiel: Unabhängige Experten stellten mehrere Fälle von Gewalt gegen Beobachter und Oppositionskandidaten fest – die Zentrale Wahlkommission erkannte aber nur einzelne Vorfälle als solche an.

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