Michael Jacksons Trauerfeier: "Viel schöner als der von Elvis"

20.000 Menschen nehmen in L.A. Abschied vom Popstar, der in einem vergoldeten Sarg vor der Bühne aufgebahrt war. Zu der gefühlvollen Trauerfeier kamen allerdings viel weniger Fans als erwartet.

Aufgebahrt im vergoldeten Sarg: Abschied von Michael Jackson. Bild: dpa

LOS ANGELES dpa/ap | Mit einem Gedenken voller Musik und berührenden Worten haben Angehörige, Freunde und Fans von Michael Jackson Abschied genommen. "Für Millionen war er ein Idol, ein Held und sogar ein König", sagte der Geistliche Lucious Smith am Dienstag vor 20.000 trauernden Fans in Los Angeles. "Du warst der größte Star auf dieser Erde", sagte die Rapperin Queen Latifah. Der Ansturm der Fans fiel deutlich geringer aus als von der Polizei erwartet. Sie hatte mit Hunderttausenden gerechnet. Doch neben Journalisten und Gästen mit Eintrittskarten für die Trauerfeier versammelten sich nur 1.000 Fans rund um das Staples Center.

Zwei Stunden vor der öffentlichen Trauerfeier kamen Familie und Freunde zu einer privaten Zeremonie auf einem Prominentenfriedhof in den Hollywood Hills zusammen. Für den Autokorso, der mit Polizeieskorte von Jacksons Elternhaus zum Forest Lawn Memorial Park fuhr, wurden mitten im morgendlichen Berufsverkehr mehrere Straßen kurzzeitig gesperrt.

Geheimnis um Beisetzungsort

Nach der Zeremonie wurde der Sarg mit Jacksons Leichnam in einen Leichenwagen geladen und ins rund 15 Kilometer entfernte Staples Center gebracht. Eine Polizeisprecherin erklärte später, Jacksons Leichnam werde nicht auf den Forest-Lawn-Friedhof zurückgebracht. Wo der Verstorbene beigesetzt werden sollte, sagte sie nicht.

Die Familie des Superstars hatte mehr als 20.000 Menschen zu einer Gedenkfeier in das Staples Center eingeladen. Die Feier begann mit mehreren Minuten des Schweigens und der stillen Andacht, anschließend wurde Jacksons vergoldeter und mit einem großen Blumenbouquet geschmückte Sarg auf die Bühne gebracht. Besucher, die die zweistündige Trauerfeier im Staples Center live erlebten, empfanden die Liebeserklärung der kleinen Paris als bewegendsten Moment der Veranstaltung. Die elfjährige Tochter ergriff als eine der letzten das Mikrofon und erklärte schluchzend: "Daddy war der beste Vater, den man sich vorstellen kann. Ich wollte nur sagen, dass ich ihn so sehr liebe."

"Jacksons Sarg war viel schöner als der von Elvis"

"Alle verloren die Fassung", bekannte etwa der 36-jährige Fan Craig Harris, der eine Karte gewonnen hatte. Daniel Gajzec aus Kroatien stimmte ihm zu: "Das war einfach der Höhepunkt". Jetzt müsse er erst einmal zu Hause anrufen und "tausend Leuten berichten, was ich erlebt habe".

Für die amerikanische Jackson-Verehrerin Tammy Turner (24) war der Abschied von ihrem Idol "die Erfahrung meines Lebens". Es habe unglaublich viele Tränen gegeben, und "Jacksons Sarg war so schön, viel schöner als der von Elvis".

Zusammen mit der Familie sagten Angehörige, Freunde, Kollegen wie Mariah Carey, Lionel Richie und Stevie Wonder dem Toten ein letztes Goodbye. Jacksons Mutter Katherine saß mit den drei Kindern ihres Sohnes wenige Schritte von dem mit Blumen besteckten Goldsarg.

Nelson Mandela bezeichnete in einem verlesenen Grußwort Jackson als eine "Giganten". Sein Bruder sagte, "wir werden nie verstehen, was du alles erleiden musstest. (...) Man hat dich verurteilt, ist über dich hergezogen. Wie viel kann ein Mensch aushalten? Vielleicht lassen sie jetzt endlich von dir ab."

Einer der Fans, der 31-jährige Holländer Nils Raneijer hatte vor der Trauerfeier prophezeit, dass "sie überwältigend sein wird und alle 20.000 Menschen in der Arena zu einer Einheit verschmelzen wird". Seine Voraussage erfüllte sich spätestens mit dem Jackson-Song "We Are The World", das Familienmitglieder, Stars und Kinder zum Schluss der Veranstaltung gemeinsam auf der Bühne vortrugen.

"Es fühlte sich an, als gehörten wir alle zusammen", beschrieb Jason Baker aus San Francisco seine Eindrücke. "Viele schluchzten". Manche Redner wurden mit stehendem Beifall und Zurufen für ihre Würdigung von Jackson belohnt. "Es war eine emotionale Achterbahn", sagte Baker.

2000 Dollar für eine Eintrittskarte zur Trauerfeier

Vor der Arena hatten verzweifelte Fans bis zuletzt gehofft, noch Zutritt zu der Trauerfeier zu bekommen. Mehr als 1,6 Millionen Menschen hatten sich um die 17.500 Eintrittskarten beworben, die ihnen Zutritt zum Staples Center verschafften. Per Losentscheid wurden 8.750 Fans ausgewählt, die je zwei Tickets erhielten.

"Ich brauche eine Eintrittskarte. Bin eine passionierte Jackson-Anhängerin", schrieb eine junge Japanerin auf ein Poster. Kitty, eine 43-jährige Yogalehrerin, hatte Glück gehabt und bei der Internetauslosung zwei Tickets gewonnen.

Als ihr Freund in Holland "wegen des Rummels" abwinkte, verkaufte sie die zweite Karte zum Höchstangebot von 2000 Dollar, verriet sie. Die 33-jährige Spanierin Pilar Martinez appellierte an die Jackson-Familie: "Lasst ihn doch jetzt endlich in Frieden. Sein Leben war schwer genug".

Die Amerikanerin Denise Smith hatte auch ohne Aussicht darauf, die Gedenkfeier in der Konzert- und Sportarena live miterleben zu können, die 18-stündige Fahrt von Seatle nach L.A. auf sich genommen. "Nichts kann mich davon abbringen, in seiner Nähe zu sein. Auch wenn ich nichts sehen kann", sagte Smith.

Die 55-jährige Australierin Lynn Champion aus Melbourne erstand außer einem Ticket zum Preis von 700 Dollar auch mehrere Packungen Taschentücher für die Trauerfeier. Ihr Wunsch, dass ein gläserner Sarg ihr einen letzten Blick auf Michael Jackson erlauben würde, ging allerdings nicht in Erfüllung.

Der 29-jährige Kanadier Thierry Marceau sah dem Superstar in einer schwarzen Perücke, Maske und einem der typischen Jackson- Anzüge zum Verwechseln ähnlich. Sein Outfit verhalf ihm zur Gunst einer Jackson- Anbeterin aus Frankreich, die ihm ihr zweites Tickets wegen seines gelungenen Aussehens kostenlos überließ.

Auf die Frage, ob die Gedenkfeier wohl nach Michaels Gusto verlaufen würde, sagte er: "Ich glaube, er hätte sich lieber wie im Märchen mit einer gläsernen Kutsche nach Neverland bringen lassen, wo dann alle seine Träume wahr geworden wären."

Für das große Michael-Jackson-Memorial herrschte am Dienstag in Los Angeles, der "Stadt der Engel" der Ausnahmezustand. Die Polizei hatte sich für bis zu eine Million Fans gerüstet. Dem Ansturm von Fans und Reportern aus aller Welt waren Sicherheitskräfte und Veranstalter zunächst gut gewachsen.

Vor dem Staples Center waren über Nacht Tribünen errichtet worden – Platz für 2000 Reporter, Kameras und Scheinwerfer. Reibungslos war auch die Ausgabe der begehrten 17.500 Eintrittskarten über die Bühne gegangen. Um das Millionenloch für das große Sicherheitsaufgebot zur Jackson-Feier wieder zu füllen, bat die Stadt die Jackson-Fans am Dienstag auf ihrer Internetseite um Spenden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.