Migrationshilfe und Sparhaushalt: Sprachkurse auch für Lidl-Personal

Die Arbeiterwohlfahrt beklagt Kürzungen in der Migrationsberatung. Unternehmen wünschen sich mehr Unterstützung für ausländisches Personal.

Eine Tafel bei einem Sprachkurs.

Hier wird bei der Finanzierung gekürzt: Sprachkurs für Flüchtlinge Foto: Funke Foto Services/imago

BERLIN taz | Zum Beispiel Lidl in Neumünster. „Die sind auf uns direkt zugekommen und haben gesagt, wir haben sieben, acht ausländische Arbeitskräfte, sie sprechen nicht ausreichend Deutsch, können Sie uns damit unterstützen? Wir brauchen vielleicht 50, 60 Unterrichtseinheiten. Das haben wir natürlich gemacht,“ erzählt Hatice Erdem, Regionalleiterin bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), am Donnerstag.

Die AWO bietet wie andere Wohlfahrtsverbände Migrationsberatung an, Sprach-, Integrationskurse, Hilfe beim Bewältigen der Bürokratie. Bei den staatlichen Geldern für die Migratonsberatung der AWO und anderer Verbände will Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) kürzen. Insgesamt sollen bei allen Trägern der freien Wohlfahrtspflege rund 25 bis 30 Prozent, etwa 225 Millionen Euro eingespart werden, sagte Michael Groß, Co-Präsident der AWO.

Kommen diese Einsparungen, müsse man „Standorte schließen“, so Erdem. Und das, obwohl der Bedarf steigt, denn an anderer Stelle will die Bundesregierung die Arbeitskräfteeinwanderung erleichtern. Das seit Anfang des Jahres geltende Gesetz zum Chancenaufenthalt und das kommende Fachkräfteeinwanderungsgesetz führten dazu, „dass die Klientel in der Beratung nochmal gewachsen ist“, schilderte Erdem. Es gebe viele Anrufe aus dem Ausland und dem Inland von Ratsuchenden.

Personalmangel ist ein Problem

In einer Umfrage unter Mitarbeitenden des Verbandes stellte sich heraus, dass 38 Prozent der Mit­ar­bei­te­r:in­nen Sparpläne und mangelnde Finanzierung als größte Herausforderung für die freie Wohlfahrtspflege ansehen. Noch mehr, nämlich 40 Prozent, sorgen sich allerdings um den Fachkräftemangel in den Einrichtungen.

Auch in der Integrationsarbeit fehle es an Fachkräften, sagte Erdem. Die Träger von Integrationskursen und Sprachkursen hätten seit einem Jahr „große Probleme, Menschen zu finden, die die Integrationskurse durchführen“. Auch die ungesicherte und immer nur befristete staatliche Finanzierung führe dazu, dass sich Mit­ar­bei­te­r:in­nen anderswo Stellen suchten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.