Mindestlohn für Ferienjobs: Nicht alle kriegen Vitamin B

Kevin Kühnert will den Mindestlohn ausdehnen – auch auf Minderjährige in Fe­ri­en­jobs. Besonders Ärmeren und Arbeiterkindern würde das helfen.

Eis wird in eine Waffel gelöffelt.

Beliebter Ort für Ferienjobs von Schüler:innen: Die Eisdiele Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Eine „nicht begründbare Verzerrung“ nennt Kevin Kühnert (SPD) die geltende Ausnahmeregelung beim gesetzlichen Mindestlohn für Minderjährige. Bisher können Unternehmen Jugendliche unter 18 Jahren für weniger als 12 Euro die Stunde beschäftigen. Kühnert fordert die Abschaffung dieser Ausnahme.

Mehr Gerechtigkeit und Respekt für Ferienjobbende: In den Ohren derer, die nicht Teil dieser Gruppe sind, klingt die Forderung vielleicht banal. Doch Ferienjobbende, das sind junge Menschen, die sich sonst wenig leisten können. Die in ihrer Freizeit in Kneipen, am Band oder auf einem Feld jobben, während viele ihrer finanziell besser gestellten Klas­sen­ka­me­ra­d*in­nen auf Sprachreise sind oder am Strand liegen.

Bisher, so kritisierte der SPD-Politiker, würden Saisonannoncen explizit für unter-18-Jährige ausgeschrieben, „weil man sie für 9 oder 10 Euro die Stunde arbeiten lassen kann“. Wer sich auf solche Ausschreibungen bewirbt, hat nicht die Kontakte, um sich beim Onkel im Betrieb was dazuzuverdienen, der im besten Fall einen Lohn mit Vitamin-B-Bonus zahlt. Von einem Ferienjobber-Mindestlohn würden also junge Menschen ohne Privilegien profitieren – die Ärmeren und die Arbeiterkinder.

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Januar 2023 ist mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut bedroht. Kühnerts Forderung ist ein Schritt in Richtung mehr soziale Gerechtigkeit. Je früher junge Leute die Chance bekommen, sich finanziell abzusichern, desto besser.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas forderte Bund, Länder und Kommunen gerade zu einem gemeinsamen Kraftakt für mehr Bildungsgerechtigkeit auf. Die Einführung des Mindestlohns für Fe­ri­en­jobs wäre ein Schritt auf diesem Weg. Denn immer noch bestimmt der sozioökonomische Hintergrund die Bildungschancen junger Menschen. Wer die Möglichkeit hat, durch Ferienarbeit etwas anzusparen, könnte sich dadurch sicherer und ermutigt fühlen, später auch ein Studium zu stemmen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.